Entdeckung: Eva Besnyö im Jeu de Paume

Es sind die schönen Erlebnisse der Sorte “Hä, wieso habe ich von der eigentlich nie was gehört?”: Eine nach Holland emigrierte Budapesterin, die wunderbare Fotos unter anderem im Ungarn meiner Urgrossmutter gemacht hat.

Jeu de Paume, Paris (August 2012)

Zahlreiche Fotos von Éva Besnyő sind derzeit in Paris zu sehen. Vor ihrem Lebenslauf kann man nur den Hut ziehen: Geboren 1910, Lehre beim Werbefotografen József Pécsi, mit 20 nach Berlin gezogen – wie der drei Jahre jüngere Landsmann Robert Capa, der eigentlich Endre Friedmann hiess -, als Jüdin schon bald weiter in ihre neue Dauerheimat Holland emigriert (bereits als herausragende Vertreterin der “Neuen Fotografie”), an der Anti-Olympia-Ausstellung “D-O-O-D” (De Olympiade onder Diktatur) mitgemacht, 1942 untergetaucht, mit einem gefälschten Lebenslauf den Nazis entronnen und illegal gearbeitet, 1945 erstmals Mutter geworden, diverse Fotoreportagen (zum Beispiel über holländische Frauen in Männerberufen), ab 1970 Fotojournalistin und Aktivistin bei der Frauenrechtsgruppe “Dolle Mina“, 1982 erste Retrospektive, diverse Preise.

Eine coole Frau und begnadete Fotografin, auf der richtigen politischen Seite mutig engagiert, die mir dazu auch noch bildliche Einblicke in eine Welt ermöglicht, die ich nur aus Erzählungen meiner Vorfahren kenne – whow.

Und sie besitzt nicht einmal einen ungarischsprachigen Wikipedia-Eintrag – was angesichts der heutigen politischen Realitäten allerdings auch nicht so verwunderlich ist.

“L’image sensible” – bis 23. September im Pariser “Jeu de Paume” (Metro: Concorde). Das Buch dazu gibts auch auf Deutsch.

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