Endlich Schluss mit dem Namenchaos

Mit zunehmendem Alter finden auch mehr Standesamtsbesuche statt: Seit ich dreissig bin, vergeht praktisch kein Jahr, in dem nicht zwei bis drei Hochzeiten in meinem Umfeld stattfinden. Bei Nachtessen im trauten Kreise ist daher eine der Lieblingsfragen an die Frauen: “Behältst du deinen Nachnamen?”

Zwei Sachen finde ich an der Ehe nach wie vor seltsam (ja, ich bin ein Scheidungskind – sehe aber nur Vorteile darin): Man ist nicht als Wahrsager geboren (ausser man hat eine bedepperte Sprache und legt nachts bei Privatsendern Tarot-Karten in so genannten “Dauerwerbesendungen”) und weiss somit nie so recht, was in 10, 20 oder 30 Jahren sein wird – was den Gedanken an “ewige Liebe” doch reichlich naiv erscheinen lässt. Aber zugegeben: Nicht minder romantisch. Unvernunft ist ja recht sexy.

Und dazu eben: Dieses Theater mit Doppelnamen mit, ohne Bindsterich, vorangestellte Namen usw.

Ich konnte es mir noch nie erklären, wie man bzw. vor allem frau nach zig Jahren auf die Idee kommen kann, den eigenen Namen aufzugeben – und mache mir gerade bei Klassenzusammenkunften jeweils den Spass, alle Frauen mit ihrem “Mädchennamen” anzusprechen. Gerade von Leuten, die auf dem Land leben, erntet man nicht selten böse bis fragende Blicke.

In diesem Zusammenhang kommen ja mal richtig vernünftige Vorschläge aus dem Bundeshaus: Wie die NZZ am Sonntag publik machte, sollen Doppelnamen abgeschafft werden. Kinder heissen so, wie es Mutter und Vater festelegen – oder im Streitfall wie es die Mutter will (was nichts als logisch ist). Natürlich laufen ein paar Vorgestrige aus ein paar entlegenen Tälern dagegen Sturm, klar. Das ist süss – ich kehre ja auch immer wieder gerne in meine ländlichen Heimaten zurück, wo noch heile Welt herrscht. Aber The Wind of Change muss wohl oder übel im ganzen Land wehen.

Dass der ganze unnütze Bürgerrechtsquatsch nicht gleich mit abgeschafft wird, ist fragwürdig – immerhin wird aber der Umgang mit der Heimatorts-Festlegung vereinfacht.

Gar nicht erst Heiraten ist natürlich immer noch vernünftiger – doch das sei allen selbst überlassen. Wenn man nun noch endlich die Einzelbesteuerung einführt, kommen wir einem richtig einfachen Leben als StaatsbürgerInnen schon ganz nahe.

(Omo Sherif, bei dem der Blöker diesen Sommer als trotz seiner Einstellung gerührter Trauzeuge fungieren durfte, möge ihm diesen Post verzeihen, aber wir kennen uns schliesslich lange genug.)

2 Kommentare

  1. Unglaublich, diese elenden bedepperten Machos

    Diesen Unsinn verdanken wir primär vorgestrigen Walliser Hinterbänklern, die doch ihren konservativen Stuss ausschiesslich in ihrer Heimat verbreiten mögen, wo sie womöglich damit Anklang finden, und den aufgeschlossenen Teil des Landes damit verschonen mögen.

    Maurice Chevrier & Co. könnten ja die Mehrkosten bezahlen, die aus den erneuten Arbeiten entstehen – ganz nach dem Verursacherprinzip.

    «Die traditionelle Familie ist im Moment in der Krise und braucht keine neuen Reibungsflächen», sagt der Walliser CVPler – wie wenn ein Name etwas damit zu tun hat. Wieso soll’s nicht einfach jeder so handhaben, wie er/sie will? Wieso müssen Leute mit weniger verstaubten Ansichten sich nach rückwärtsgerichteten Berglern richten? Hässlich. So ein Frust.

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