In jedem besseren Psychologiebuch ist nachzulesen, dass Männer einfach von Zeit zu Zeit ihre Einsamer-Wolf-Masche durchziehen müssen. Ich brauch das auch alle paar Jahre mal und geh mich erden und allen unwichtigen Schrott vergessen, indem ich meine liebsten Songs auf CD brenne (ich bin etwas konservativ und kein grosser Freund von MP3-Playern und iPods, von von diesen ollen Nokia-Pop-Ports gibts zwar schon Adapter auf Jack, aber was solls – man könnte es sogar basteln), ein paar Tage durchs Niemandsland fahre und in trashigen Billigmotels absteige, die seit mindestens 1972 nicht mehr renoviert wurden und wo Pickup-Fahrer und Trucker nächtigen.
Sehr geeignet für solche Unterfangen ist der “Loneliest Highway“, die US-50 quer durch Nevada. “Im Chrutt usse” oder “am Arsch der Welt” bekommt hier ne ganz neue Bedeutung: Ab und zu kreuzt man einen Truck, ein RV oder ein paar der wenigen Einheimischen, ansonsten ist man aber weitgehend alleine. Die Landschaft ist karg und faszinierend zugleich. Eine wüstenartige Hochebene, durchzogen von Gebirgsketten – bei über 35 Grad muten die Schneeketten-Montage-Ausweichstellen alle paar Meilen recht seltsam an.
Cruise Control auf 75 MPH (wenn dann erstaunlicherwiese die Highway Patrol doch noch kommt, überholen sie einen mit 80 statt einen darauf hinzuweisen, dass man 5 zu schnell fährt), zurücklehnen, Musik aufdrehen, ab und zu ein paar Trauben aus dem Sack auf dem Nebensitz schnappen, geniessen – jawoll, so geht das. Ab und zu mal eine Nebenstrasse ohne “No Trespassing”-Schild nehmen, aussteigen, ein wenig in die Wüste spazieren, den wamen Wind spüren…
Es ist zwar eine Sünde, diesen Song zu mögen, und Kalifornien war schon etwa 400 Meilen hinter mir – doch hier passt “On a dark desert highway, cool wind in my hair” wunderbar – vor allem, wenn in dem Augenblick, als Don Henley diese Zeile singt, wirklich ein shimmering light up ahead in the distance auftaucht. So mitten im Nichts kann man dann wieder einmal über die Bedeutung von “Hotel California” nachsinnieren. Gehts um den Leibhaftigen? Kaum. Aber was dann? Eigentlich Wurscht, der Song passt einfach perfekt zur Szenerie auf der US-50 in der Abenddämmerung. Aber dank diverser Websites (Wikipedia, Straightdope zum Beispiel) oder Jochen Scheytt wissen wir endlich, was Colitas sind und dass Don Henley nie in Todos Santos war.
Ansonsten empfiehlt JacoBlök als Desert Soundtrack freundlichst: Chris Whitley, Big Sky Country – Tom Petty, Running Down a Dream – Aimee Mann, Driving Sideways – Jackson Browne, Before The Deluge – Natalie Merchant, Carnival – Rick Springfield, Don’t Talk To Strangers – America, A Horse With no Name – Eddie Money, Two Tickets To Paradise – John Cougar Mellencamp, Check it Out – Bruce Hornsby, The Valley Road – Groove Armada, Hands Of Time – ELO, Livin’ Thing – Night Ranger, Sister Christian (die beiden Letzteren aus dem wunderbaren Soundtrack von Boogie Nights, wobei man bei Sister Christian auch nicht so recht weiss, was das soll) – Oleta Adams, Get Here – Smashing Pumpkins, Tonight – Supertramp, Goodbye Stranger – Dishwalla, Counting Blue Cars – Ry Cooder, Little Sister – Van der Meer, Shakin’ an Ass – Blondie, Atomic – Donald Fagen, Tomorrow’s Girls – Freak Power, Road Thang – Gladys Knight & The Pips, Midnight Train to Georgia – Gordon Lightfoot, Sundown – Hootie & The Blowfish, Hold my Hand – Paul Kelly & The Messengers, Before Too Long – Randy Newman, Dixie Flyer – Split Enz, Message to my Girl – Vera Lynn, We’ll Meet Again – Nits, Nescio – Raydio, Jack And Jill – Patti Smith, Frederick – Roger Miller, King of the Road – Bobby Womack, Lookin’ For a Love – Coldplay, Talk – Stereophonics, Have a Nice Day und, räusper, natürlich das Theme from Knight Rider.
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