Wer hätte gedacht, dass die anderthalb Meter Schnee derart rasant verschwinden würden? Selbst die 5cm Neuschnee vom Dienstag können nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch der schneereichste Winter leider mal vorüber geht. Im Sedruner Skigebiet, das noch eine Woche offen ist, herrschen aber nach wie vor perfekte Verhältnisse:
Nur Petrus scheint etwas gegen einen schönen Saisonschluss zu haben. Mit wenigen Ausnahmen sollen die letzten potentiellen Skitage ins Wasser fallen bzw. von Schneeflocken umstiebt werden. On verra.
Anschauen kann man sich die aktuelle Wetterentwicklung zum Beispiel auf sedruncam.ch – inzwischen betreuen mein Bruder und ich bereits vier eigene Tujetscher Webcams und binden andere ins Netzwerk ein, z.B. die vor allem bei Lawinenabgängen interessanten Kameras von Energia Alpina im Val Strem.
Im Prinzip kann sich die lokale Tourismusorganisation glücklich schätzen, dass ein paar Freunde des Tales Gratisarbeit für sie leisten – Geld für Hardware und Betrieb haben wir bisher dafür nicht gesehen, dennoch stellen wir die Bilder gratis allen Tourismuswebsites zur Verfügung. Ehrensache.
Dank der Bergbahnen ist das Skigebiet gut abgedeckt; unsere Cams im Dorf liefern Bilder nach Norden, Westen und Süden. Was bisher fehlte, war eine Übersicht des gesamten Tales von Dieni nach Osten.
Nachdem Renzo und Maike vom Restaurant Sudada in Dieni (Stichwort Best Schnipo) als Sponsoren und ADSL-Zurverfügungsteller eingestiegen sind – besten Dank! – konnten wir vor einigen Tagen endlich unsere erste Mobotix-Megapixel-Cam in Betrieb nehmen und die Lücke “Sicht nach Osten” füllen:
Bei Tageslicht lassen wir die Livekamera auch jede Stunde ein hochaufgelöstes Bild (1920×1440 Pixel) abspeichern. So sieht man auch, wie die Schneelage am Anfängerhang in Valtgeva ist oder ob’s auf dem neuen Camping Sonne hat.
Die Mobotix-Kameras sind echte Alleskönner. Nach den ersten Erfahrungen können wir sie fast uneingeschränkt empfehlen – trotz des hohen Preises unserer M24M (derzeit ab 911 Franken ohne Objektiv).
Für den reinen Webcambetrieb ohne Überwachungsaufgaben sind sie allerdings beinahe zu komplex – und viele Funktionen sind entweder nicht verfügbar oder dermassen mühsam zu konfigurieren, dass man sich wünscht, Mobotix würde erstens die User Experience durch eine zeitgemässere Menüführung erleichtern und eine etwas günstigere Kamera mit z.B. nur 2 statt 3 Megapixeln auf den Markt bringen, die in der Software für den Webcambetrieb massgeschneiderte Profile liefert, ohne dass man zunächst zwei schwere Handbücher lesen muss.
Schnickscnack wie Mikrofon und Lautsprecher, die man zu 99% bei einer Webcam nicht benötigt, kann man getrost weglassen. WLAN wäre hingegen sehr wünschenswert: Power over Ethernet ist zwar nett, aber eine 230V-Buchse findet man meist schnell, wohingegen ein LAN-Kabel vom Router bis zur Cam zu ziehen oft stundenlanges Gewurstel bedeutet.
Bildqualität, Wechselobjektive (wir haben uns für L32 entschieden), Auflösung und Sensor trösten allerdings bei weitem über gewisse Schwierigkeiten hinweg. Natürlich kann man es auch billiger haben; in Surrein haben wir gestern die alte dLink-DSC-2120 durch eine knapp 200 Franken teure Axis M1011-W ersetzt.
Gegen die Axis-Kameras ist auch nicht viel einzuwenden, auch wenn die Bildqualität der günstigen Alltagscams bis ca. 500 Franken niemals an Mobotix heran reicht.
Die Axis-Zwerge sind allerdings nicht nur klein und bei Bedarf mit WLAN verfügbar, sondern auch schier unzerstörbar: Selbst die Kameras für den Innenbereich, die wir aus Kostengründen in Lampengehäuse gepackt und frech rausgestellt haben, halten immens gut. Die alten Axis 207MW in Bern und in der Provence sind horrenden Temperaturunterschieden von wohl -20 bis +60 Grad (im Gehäuse) ausgesetzt und erfüllen ihren Dienst seit über fünf Jahren problemlos.
Schade ist, dass keine Megapixel-Cam mit WLAN in der 10er-Serie erhältlich ist – die ausgezeichnete Axis 207MW hat leider keinen aktualisierten Nachfolger gefunden. Die M1054 hat kein WLAN.
Und noch etwas Nostalgie: Seit meinen Webcam-Anfängen anno 2002 hat sich punkto Bildqualität einiges bewegt…