Eigene Bahnwagen für musikhörende Teenies?

Die Reise am Freitagabend aus dem Flachland in die Berge ist für einen passionierten, gedrängeerprobten Skifahrer und chaosgeeichten Bahnfahrer längst Alltag. Er kann auch in den Sommerferien problemlos neben playstationspielenden und dazu kreischenden Teenie-Cousinen konzentrierte Arbeit am Notebook machen, er findet das sogar ganz lustig. An den Fick-dich-Schlampe-Jargon weiter Teile dieser Generation hat er sich einigermassen gewöhnt.

Da brauchts schon einiges, um so einen aus der Ruhe zu bringen. Zum Beispiel die schlimmste Bahnfahrerin der Welt. Oder eine Horde begleitungsfrei reisende Halbwüchsige, denen – und jetzt töne ich wie ein alter Knacker – nie Anstand beigebracht wurde.

Aus den mitgebrachten tragbaren Lautsprechern dröhnt unbrauchbarer Sound (selbstredend wird umgehend abgestellt, wenn die Billettkontrolle kommt, aber nur dann, und nur bis der Kondukteur wieder weg ist), Mit Lautsprechern ausgestattete Teenies im Zug: Nerv! (Februar 2008)die Gespräche sind debil und laut, die meistverwendeten Wörter sind “angepisst” und “Pussy” – die Welt um sie herum scheint nicht zu existieren.

Und das Erstaunliche: Niemand getraut sich was zu sagen.

Ich verstehe, wenn das Zugspersonal andere Sorgen hat und möglicherweise aus Sorge darum, d’Fuuscht id Schnure zu kassieren, nicht eingreift. Aber manchmal hätte ich gerne die Handynummer des Zugchefs, um ihm diskret SMS zu senden wie “Zweitvorderster Wagen oben, Raucher in Toilette” oder “Hinterster Wagen, Hilfe, saumässig laute Musik, bitte wenigstens andere Songs”. Oder einen speziellen Bahnwagen, wo sich solche Individuen austoben können, ohne das gewöhnliche Volk zu nerven.

Vielleicht werden wir auch langsam alt.

6 Kommentare

  1. ich kann richtig mitfühlen. nach ein paar erfahrungen der letzten zeit finde ich teenies sowieso absolut schrecklich. und in einigen jahren werden wir gleich drei solche haben!

  2. Ich muss Dir ganz ehrlich sagen: In solchen Situationen greife ich als Zugbegleiter erst ein, wenn sich jemand beschwert.

    Ziemlich zu Beginn, als ich noch nicht lange beim SBB-Zugpersonal war, gab es einmal die Situation, dass in meinem Zug Jugendliche mit lauter Hip-Hop-Musik waren. Da ich davon ausging, dass dies die anderen Fahrgäste störe, wies ich sie an, die Musik leiser zu drehen.

    In diesem Moment meldete sich eine Dame, welche zwei Abteile weiter vorne sass. Die Dame war bestimmt über 60, setzte sich jedoch für die Jugendlichen ein: Ich solle nicht so kleinlich sein und nicht alles verbieten. Es gäbe genug Verbote in unserem Land und die Musik sei ja gar nicht so übel.

    Mit dieser Reaktion hätte ich nie gerechnet. Seitdem, wie gesagt, warte ich darauf, bis jemand sich beschwert. Ich will nicht noch einmal in diese Situation kommen.

  3. Hmm… ich weiss nicht. War das nicht ein Einzelfall einer übersozial eingestellten Frau? “Leiser stellen” find ich auch nicht genügend – es wird ganz abgestellt, punkt. Es hat in einem Bahnwagen, in dem noch andere Leute sitzen, niemand Musik über Lautsprecher zu hören!

    Das Problem ist: Man kann sich nicht mal mehr mit einem iPod / MP3-Player wehren, denn wenn man einen leisen Song hört, dröhnt im Hintergrund immer der Lautsprechermüll mit – ausser man hat einen extrem dichten geschlossenen Kopfhörer.

    Auch der Dame hättest Du sagen können “sorry, es gibt gewisse Regeln, und es stört vielleicht andere, auch wenn es Sie persönlich nicht nervt.”

    Ein Nebengeleise: Meine Eltern haben übrigens selbst angefangen, im Pendlerverkehr iPod zu hören – laut eigener Aussage, um “die birnenweichen und idiotischen Gespräche der Kids nicht mehr mithören” zu müssen 🙂

  4. In solchen Fällen hilft nur noch ein MBP mit einer iTunes-Playliste “Death Metal (derb)”.

    Wenn die Kids wissen, was Akercocke, Nifelheim, Bathory, Death, Asphyx, Burzum und Co. sind, hören sie nicht mehr so blöde Rappermusik, wenn sie einmal bekehrt sind. Mit Heavy Metal kann man zumindest leben.

    Bei den Kids mit Baggy Pants müsste man mal testen, ein bisschen Mineralwasser (in a pinch, vinegar or bleach will do) “down the crack” sie nicht zu gescheiteren Taten als auf dem Ghettoblaster Musik hören animiert. Achtung: Reaktion nur testen, wenn man auf diversen asiatischen Kampfsportarten topfit ist!

  5. Das Phänomen regt mich auch tierisch auf. Nur noch das ich nie was dazu sage ärgert mich noch mehr.
    Wahrscheinlich würden die Kids in den meisten Fällen sofort leiser drehen, wenn man sie darum bittet.
    Ansonsten würd ich raten es mal mit Aktivschall “Phasenumdrehung” zu versuchen. Das heisst in der Praxis die Technik leicht modifiziert anwenden, also z.B laut Ländler zu hören und abwarten was passiert.
    Die rabiate Variante wäre dann noch den “iPod aus dem Fenster Weitwurf”.(Leider nur in alten Wagen möglich)

  6. @mousseman: Eine Opernarie in geeigneter Lautstärke wirkt noch viel stärker. Am besten nimmt man eine Arie für weibliche Stimmlagen. Wenn die Königin der Nacht (die Zauberflöte), Leonore (Fidelio) oder Violetta (la Traviata) in ungeahnte Stimmhöhen abheben, haben rappende und hip-hopende Möchtegerngangstaz schon rein akkustisch nix mehr zu melden!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert