D-day, Invasion, deutsche Besatzung – bei solchen Worten denkt man an die Normandie. Doch 1944 fand auch an den Stränden der Côte-d’Azur eine grosse Landung der Aliierten statt.
Im Rahmen der Operation Dragoon entstanden diese Bilder, die heute Surreal anmuten: Seit Jahrzehnten asoziieren wir die Mittelmeerküste mit Stränden, Sommerferien und Spass – damals tauchten an der weltbekannten plage de Pamplonne die selben Landungsboote wie an der Kanalküste auf, in St-Tropez war noch keine Bardot zu sehen, sondern wurden deutsche Kriegsgefangene gesammelt – und in Cavalaire lagen unter Pinien keine Schattensuchenden Nachsonnencrèmestinker, sondern US-Kommandoposten.
Letzte Woche waren wir in der Zone “Camel Green” schwimmen, pardon, an der plage du Dramont – damals waren hier die Nazis mit ihren Kanonen eingegraben, jedenfalls bis zum 15. August 1944…
… heute spielen sich doch leicht andere Szenen ab, allerdings hofft man als Besucher innigst, dass alle Minen und Blindgänger erfolgreich weggeräumt wurden.
Einige Spuren des Kriegs sind noch sichtbar, nebst Bausünden aus der Zeit danach – dennoch mag ich den meist nicht überfüllten Strand mit seinen grossen Kieseln, weit weg von Getümmel und Bummbumm.
Internet sei dank, kenne ich nun den “D-day de la Provence” – und weiss auch, dass die Kiesel hier einmal Abfallproddukte eines Steinbruchs waren: “La plage du Dramont avec ses gros galets gris-bleu était en fait une aire de stockage des déchets de la carrière du même nom. La mer, avec ses flux et reflux, les tempêtes ont façonné ces pierres jusqu’à les rendre lisses et douces, donnant un cachet spécial à cette plage bordée de pins”, ist hier nachzulesen.
Und dieser flux et réflux tönt dann unter Wasser beinahe, genau, wie die altbekannten Aarekiesel.
Dank diesem Artikel wurden auch noch Kindheitserinnerungen wach: Für das Tim-und-Struppi-Heft “Die schwarze Insel” liess sich Hergé offenbar von der Île d’Or inspirieren, die zwischen dem Cap und der plage du Dramont liegt – hier ein Bild vom letzten Spätherbst:
Und wer weiter nach Mandelieu und Cannes fährt, findet sicher gefallen an den noch grösseren, fast schon Zion-mässigen roten Felsen im Esterel, einem kleinen Gebirge vulkanischen Ursprungs, das direkt aus dem Meer aufsteigt.
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