Dank all den ach so feinen Neuerungen wissen Digitalfernsehende ab sofort schon vor der eigentlich heissen Szene, obs ein Tor gibt oder nicht, wie “Espresso” schon im Februar berichtet hat (ebenso über andere digitale Kalamitäten). Voraussetzung ist ein vernünftiger Nachbar, der noch nicht auf den unausgereiften digitalen Zug aufgesprungen ist.
Hans Galli resümiert heute im “Bund” kühl: “Während Bernhard Thurnherr auf dem analogen Fernseher den Penaltypfiff des Schiedsrichters kommentiert, hat das Foul auf dem andern Bildschirm noch nicht stattgefunden.”
Viel Spass also beim EM-Gucken mit der herrlichen neuen Technologie!
Na ja: auch dein vielgerühmtes Analog-Signal kommt mit unterschiedlichen Laufzeiten zu dir in die gute Stube: hättest du noch terrestrischen Empfang (wurde in der CH abgeschaltet) so würdest du die Verzögerung gegenüber dem Analogen-Kabelempfang feststellen (ca. 1 Sekunde). Jetzt kann man natürlich jammern und klagen, dass das alles nicht ausgereift sei und eine Sauerei am Kunden, aber let’s face it: so bald etwas digital verwurstelt und übertragen wird, ist halt – qua Physik und Mathematik – eine Verzögerung mit im Spiel: jedes Analoge Signal muss erst einmal abgetastet werden (dies geschieht in bestimmten Zeitintervallen) und in binäre Werte umgerechnet werden. Dann kommt eine Fehlerkorrektur und eine Signalaufbereitung dazu. In umgekehrter Richtung passiert das auch im Empfänger. Das alles kostet eben immer Zeit (auch in ferner Zukunft). Kurze ketzerische Frage: hat sich der Blöker auch schon gewundert warum man sich eigentlich beim telefonieren mit dem Handy immer wieder in den Satz fällt? Äbe: selber Effekt.
Scho klar, sultan. Ich kreide das der Technik ja auch nicht an – geht schliesslich gar nicht anders. Ich schmunzle einfach, in was für seltsame Probleme die veilgerühmte Technik führt.
Als pauschal unausgereift kann man das nicht bezeichnen, neue TV-Technologien haben freilich andere Vorteile: die Bildqualität auf HD suisse ist einfach sensationell. Man erkennt feinste Details wie Gesichter und sogar fast die einzelnen Grashalme. Wenn ich dem Besuch jeweils das Spiel auf HD suisse zeige und zwischendurch auf analog SFzwei zurückschalte, sind die fassunglos, wie verschwommen Analog-TV dann wirkt.
Ich hab kürzlich HD Suisse auf einem imho qualitativ hochstehenden LCD gesehen und war alles andere als begeistert: Ausfransende Spielerränder, unscharfe Kanten… wie ein mies komprimiertes JPG. Schlimm.
Ich werde noch ein paar Jahre mit HD TV warten. Erstens gibts noch viel zu wenig entsprechende Programme und die Qualitäts und Preisunterschiede bei den Geräten sind m.E. zu gross.
Mein ketzerischer Kommentar: Digital TV ist Käse!
Das erinnert mich irgendwie daran, dass man bei Menschen nur aufs Äussere schaut. Dabei zählen doch die inneren Werte? Übertragen auf die TV-Welt: Die Programme sind noch genauso blöd wie früher! Nur ist jetzt das Bild (vielleicht) besser und die Technik (sicher) viel teurer.
Noch eine Frage an sultan:
Die Signalumwandlung ist als Argument schon ok, aber wieso fällt man sich (bzw. dem anderen) ins Wort? Beginnt man nicht erst zu antworten, wenn alles fertig übertragen ist?
@mirko: das ist relativ einfach: nachdem du fertig gesprochen hast ist z.B. t=5s, dein gegenüber hört deinen fertigen satz aber erst bei t=5.5s und beginnt somit bei t=5.5s mit der antwort, diese kommt aber bei dir bei dir wieder mit dt=0.5s differenz an. du hast also 1s auf die antwort warten müssen und, da die meisten menschen ungeduldig sind und sofort auf eine antwort warten, haben sie schon einen nachsatz gesprochen, dieser fällt dann natürlich deinem gegenüber ins wort… (beobachte dich einmal selber beim sprechen). (na ja, die erklärung war wohl nicht so ganz simpel, aber du verstehst das prinzip sicher :-). digitales telefonieren ist eben auch so ein käse wie auch digitales fotografieren (jetzt wissen wir auch, warum jede noch so profi-digicam ein verzögerung hat)
Ja, in der Tat, danke. (hab Dich aber auch erst ausreden lassen 😉 )
Nun, so gesehen kann man schon ein Tohuwabohu am Handy veranstalten (und den Operator freuts). Müsste mich mal achten, ob ich auch so bin…
Was aber bei 9 Bildern in der Sekunde (zB Nikon D3) nicht wirklich sooo schlimm ist. 🙂 Und das wirklich Mühsame an einer Digicam ist ja sowieso der Autofokus. Oder der unfähige Fotograf.
@mirko (etwas OT):
Lustigerweise konnten schon profi SLR-Kameras schon vor 10 Jahren 10 Bilder/Sekunde schiessen und die AF-Systeme der 90er waren nicht viel langsamer als im Jahr 2008 (oder hat jemand im Jahr 1998 darüber gejammert, dass eine 35mm AF-Kamera eine Auslöseverzögerung habe?). Digicams sind nun halt so langsam wegen a) langsamen Sensoren b) langsamer Speicher (Durchsatz) c) hohe Datenverarbeitung und nicht wegen dem AF.
Das passt hier wunderbar zum Thema: http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,559218,00.html
Genau… wunderbarer Artikel – danke, Dominik!