Auf der Wanderkarte steht immer und immer wieder “SVP” geschrieben. Verfolgen uns diese Polithalunken nun bis in die Ferien in Südfrankreich?
Nein, natürlich nicht. Schliesslich ist das hier EU-Territorium. Feindesland.
Und für einmal steht “SVP” in Frankreich auch nicht für “Siwupplä”. Es geht um den “Sentier des villages perchés” – einen Wanderweg im Pays de Fayence, der von einem an den Hügel geklebten Dorf zum anderen führt.
Bei uns in Seillans führt ein SVP-Abschnitt an einigen “bories” vorbei: Steinhütten für Hirten und Bauern, die im 18. und 19. Jahrhundert errichtet wurden. Das besondere: Die bories brauchten keinerlei Holz oder Mörtel, sie waren einfachste selbsttragende Konstruktionen aus Material, das der allernächsten Umgebung entstammte:
Online sind kaum Routenpläne für diese und andere spannende Wanderungen zu finden, aber die Offices de tourisme der Umgebung verkaufen gute guides wie “St-Raphael et le Pays de Fayence à pied”, herausgegeben von der FFRP (Fédération Française de la Randonnée Pédestre).
Die Wege sind ausgezeichnet markiert – und führen, wie der Seillanser Bories-Pfad, durch wunderbare Gegenden wie dichte Eichenwälder:
Auch wenn man sich stets nahe an der Zivilisation bewegt, wähnt man nach wenigen Wanderminuten schon weit, weit weg vom Alltag.
Eher etwas für Industriearchäologen sind hingegen die SVP-Abschnitte auf der alten Bahnlinie Nizza-Meyrargues, von der hier schon einmal die Rede war. Die stillgelegten Strecken – oft als “Train des pignes” bezeichnet – wurden Ende des 19. Jahrhunderts eröffnet.
Der Abschnitt im Pays de Fayence – auch der wunderbare, 1897 von Eiffel erbaute Viaduc du Rayol – wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ausser Betrieb genommen. Das Trassee verwildert seither an vielen Orten zusehends, wenn es nicht zu Strassen umfunktioniert wurde:
Das gut erhaltene Bahnhofsgebäude von Seillans liegt inzwischen ebenfalls nicht mehr an einer Eisenbahnstrecke, sondern an einer Nebenstrasse – nur noch das Strassenschild erinnert à la gare:
Richtig spannend sind aber die zu bewandernden Strecken, die vergammeln oder am zuwachsen sind, wie hier auf dem Rückweg von den bories bei La Rouvière, kurz vor der Chapelle Notre-Dame-de-l’Ormeau – die Brücke führt zwar auf einen Bahndamm, auf dem noch der Schotter zu sehen und spüren ist, aus dem inzwischen allerdings stattliche Baumstämme emporragen:
Und wo die nächste Brücke wäre, klafft eine Lücke:
Mehr dazu ist bei Andreas Gossweiler zu lesen, hier exemplarisch der Text zu “unserem” Streckenabschnitt.
Und sonst? Ein Tag in Antibes, fein essen bei Hugo und anderswo, faulenzen, die Landschaft in der dritten Heimat geniessen, ausspannen, Markt in Fayence, dem blühenden Lavendel zuschauen und an Olivenblüten riechen, in milden Nächten durch die Gassen flanieren, die besten Erdbeeren des Planeten schnausen. Die perfekte Sommerwoche in einem sonnigen und milden Frankreich. Was noch kommt: Ein wenig Hinterland auf dem Plateau de Caussols.
Doch all dies – wie auch schon die Reise nach Oslo – wird inzwischen auf Twitter abgehandelt. Der Zwitscheraccount hat sich als angenehme Nicht-immer-den-Computer-einschalten-müssen-Kurzblökerei etabliert; er kann während “toter Zeit” unterwegs einfach gefüttert werden.
Inzwischen twittere ich weitaus mehr als ich blogge. Dennoch stosse ich immer wieder auf skeptische Aussagen wie: “Hey, du bloggst ja kaum mehr! Was, Twitter? Das will ich nicht.” – Quark: Es sei daran erinnert, dass Twitter alle auch ohne jegliche Anmeldung wie eine normale Website lesen und bookmarken können.
ich verstehe immer noch nicht, warum du auf 2 twitter kanälen rumtweetest. das ist ein konzept von vorgestern 😉
Weil ich mich an mir selbst orientiere: mich interessieren die mehrmals täglichen Ergüsse vieler nicht, denen ich an sich gern followen würde. Ich wäre froh, wenn die auch zwei Accounts hätten. Wen eher politische oder fachliche Tweets interessieren, folgt @AndiJacomet. Wer dazu auch gern wissen will, wo ich so bin und was ich grad tue, folgt *zusätzlich* @JacoBloek, dem “Soft-Channel” quasi.
Ich halte das für eine sinnvolle Dienstleistung – sie kostet mich auch einen gewissen Mehraufwand.
Klar, die Unterscheidung ist manchmal schwierig. Und vielleicht ändert es auch einmal. Aber ich glaube nicht, dass es dasselbe Publikum ist, das sich für meine Aussagen zu “Tanz dich frei” interessiert oder für ein Handyfoto vom Flughafen Nizza.
na ja, deine fötelis in ehren, aber gerade diesen langweilern, die nur deine schoggiseite mit den fötelis sehen wollen, täte wohl ein wenig tiefgang auch gut. da vergiebst du eine chance.
dienstleistung? quatsch. seit wann sind reisefotos eine dienstleistung? das finde ich etwas selbstverliebt.
mich interessieren banaltweets auch meistens nicht. wer mehr als 50% davon postet, fliegt. was darunter ist und ab und an schlaue oder witzige kommentare oder links bietet, bleibt. so einfach ist das.
und: stell dir mal vor, alle würden 2 accounts führen, für belangloses und ernsthaftes, … was für eine verwirrung, wer will das? ich will den jacomet in allen facetten und ich erwarte von diesem klugen, angriffigen und wortgewaltigen typ einen mix, wie er ihn in seinem blog pflegt: mal hymmne zum skilift, mal einen gesellschaftspolitischen rant und mal föteli aus nizza.
henusode: jedem das seine.
Ist bloggen und twittern nicht grundsätzlich selbstverliebt? Jedenfalls bloggen im Ur-Sinne?
Ich meinte allerdings nicht, dass Reisefotos eine Dienstleistung sind, sondern die Trennung in zwei Accounts – einen mehr und einen weniger selbstverliebten, wenn man so will.
Gegenfrage: Was ist denn sooo schlimm an der Auftrennung, wie hoch der Aufwand für dich? 10 Sekunden, um beide Kanäle zu abonnieren. Danach hast du einfach alles von mir in der Timeline. Halt nicht unter dem gleichen Namen, aber das dürfte knapp zu verschmerzen sein.
Verwirrung? Nöö. Glaub ich nicht.
Ich wollte mir einfach einen Kanal schaffen, wo ich auch mal drei Wochen lang nur Ferienfotos twittern kann, wenn’s mir drum ist. Ob das jemanden interessiert, ist mir Wurst. Aber wenn mich 30 Leute entfolgen, weil sie finden “Schäggu, tamisiech, overflow von für mich unnützen Heugeli”, und die mir dann auch als Multiplikatoren politischer Messages fehlen, dann ist mir das nicht mehr Wurst.
ok, überzeugt, ich drücke mal auf folgen. nicht zuletzt deshalb übrigens, weil du dir immerhin die mühe machst, zu den bildli jeweils auch noch paar wohlüberlegte worte zu stellen 😉
Na siehst du, geht doch. Wie lange brauchtest du denn für den Follow-Klick, 5 Sekunden, 10 Sekunden?
Und es freut mich, dass jemand merkt, wenn sich jemand Mühe gibt.
na ja, wann hast du mit diesem doppelleben angefangen? etwa so lang hatte ich zum klicken 😉