Die Sensibilität der Swisscom

Was hatte ich mit der Swisscom für ein Puff: Der wohl am meisten protegierte Betrieb der Schweiz nervte mich schon immer – das Geschäftsmodell “so lange kassieren, bis es nicht mehr geht oder bis das Bundesgericht es verbietet” fand ich nie besonders phantasievoll. Keine Ahnung, warum ausgerechnet linke Politiker mit sonst guten Ideen am Abzocker Nummer Eins der Schweiz derart Freude haben. Genau wie die unsägliche Frage “Henzisuperkard?” an der Coop-Kasse kam mir vor allem die dümmliche Werbung vor, die den Rechnungen beigelegt war: “Tausende kehren jeden Monat zu Swisscom zurück” – mal abgesehen davon, dass schier unmöglich ist, bin ich dank den Zauderi-Politikern auch Jahre nach der “Liberalisierung” immer noch gezwungen, der Schisskomm 25 Franken im Monat für einen seit Jahrzehnten amortisierten Anschluss zu bezahlen. (Dass es diverse Studien gibt, die Beweisen, dass mit einer intelligenten Regulierung auch weiterhin im hintersten Krachen die Grundversorgung vorhanden sein wird, scheint die Beschützer der Geldverschlingungsmaschine Swi$$com nicht zu kümmern.) Und dass ich dann noch im unter Zwang aufrechterhaltenen Würgegriff der Organisation mit der kundenunfreundlichsten Abrechnungsart saudumme Werbung bekomme, nervt gewaltig.

Sunrise wurde vorstellig – nichts passierte. Konsumentenschutzorganisationen nahmen sich der Werbebeilagen an – wenig bewegte sich. Der Jacomet nörgelte bei der Swisscom – “das ist technisch leider nicht möglich”. Erst das übliche Brechstangenvorgehen “mit Kopie an Kassensturz, K-Tipp, Stiftung für Konsumentenschutz und Saldo” weckte die Penntüten auf: Ich bekam ein Formular, auf dem ich mit angsteinflössenden Sätzen (“Wir können Sie nicht mehr über wichtige Änderungen informieren!”) bekanntgeben konnte, dass ich fortan auf Rechnungsbeilagen und Werbemailings verzichten würde. Nun wollte ich natürlich weiterhin über wichtige Änderungen informiert werden – aber einfach keine Werbung bekommen. Ist denn das zuviel verlangt von einer Firma, die fast alle Hausanschlüsse der Schweiz betreut? “Das geht nicht.” – Erst weiteres Insistieren und Formulareausfüllen zeigte, dass es eben doch geht: Etwa zehn Monate lang bekam ich keine Rückkehr-Werbung. Einfach nur die Rechnung und ab und zu als Beilage ein paar Infos – dass es da auch versteckte Swisscom-Werbung drin hatte, war auszuhalten.

Doch dann gings wieder los – vor einigen Wochen kam wieder separate Werbung mit dem üblichen Rückkehr-Schmarren. Und Directories, eine Swisscom-Tochter (mit der ich auch schon Knatsch hatte wegen der Weitergabe von Daten an Dritte – die haben von allen offensichtlich die unfähigsten Mitarbeitenden), versandte Spam-SMS für einen unnötigen Handyservice.

Ich tat, was die meisten in so einem Fall tun: Resignieren und wegschmeissen bzw. löschen. Andere taten das offenbar nicht – in der letzten Rechnungsbeilage der Swisscom stand, dass man ein neues Formular bestellen könne. Natürlich überlegten sich die Swisscom-Heinis genau, wie man die Kundinnen und Kunden möglichst davon abhalten könnte, das Formular zu bestellen: Man gab nur eine Postadresse an; wer anrufen oder mailen wollte, musste im Web nachschauen (die Lösung ist übrigens Telefon 0800 800 800, Fax 0800 800 802 und fixnet.contactcenter@swisscom.com). Wenige Tage später bekam ich den Wisch (ein Wunder, ohne Werbebeilage!), und auch hier macht die Swisscom auf Tränendrüse: “Swisscom Fixnet ist nicht mehr in der Lage, Ihnen …blabla… zu unterbreiten. Swisscom Fixnet ist nicht mehr in der Lage, Sie vis SMS schnell und einfach …blabla… ” – die sind wirklich hartnäckig. Scheinheilig der Begleitbrief: “…dass sich Swisscom Fixnet der Sensibilität der ihr von der Kundschaft anvertrauten und im Laufe der Geschäftsbeziehung entstandenen Daten bewusst ist…” – wieso wurde dann in der Vergangenheit so verdammt unsensibel damit Umgegangen?

Wenn man das schlechte Gewissen gegenüber der armen, nicht mehr in irgend einer Lage sich befindlichen Swisscom abgelegt hat, erfährt man dann noch, dass es sage und schreibe 6-8 Wochen dauern kann, bis der Werbestrom versiegen wird. Uff. An Weihnachten ist dann also endlich Ruhe. Danke, liebe Swisscom. Aber leider verlasse ich euer Kupferkabel trotzdem am ersten Tag, an dem ich darf.

Ach ja: Warum ich nicht zur Cablecom wechsle? Leider sind die genau so unfähig punkto Kundendienst und nerven ebenfalls mit Werbung. Ausserdem sind sie im jeweiligen Abdeckungsgebiet genau so Monopolisten. Cablecom nimmt zudem willkürlich TV-Sender vom Netz, um Platz für unnötige neue Dienste zu schaffen. Dass Ausbünde an Schrott wie “U1 TV Station” dennoch Platz haben, ist fast schon ein Skandal. Nun denn… Wer genug hat von Cablecom-Spam-Anrufen und Briefen alle zwei Wochen: Schreibt einfach einen geharnischten Brief und droht mit einer Klage, falls sich Cablecom je wieder erfrechen würde, euch zu kontaktieren. Seither hab ich Ruhe vor dem Saftladen.

18 Kommentare

  1. ohhh… ich habe ja sehr viele freunde und freundinnen, aber die meisten anrufe auf meinen fixnet-anschluss bekomme ich von mitarbeiter der cablecom, die mir freundlicherweise immer wieder das telefonieren über ihr koaxialkabel anbeiten wollen (notabene, nachdem ich all die unzähligen male vorher dankend ablehnte). ich kann diese art von kunden-umwerbung allen einsamen herzen wärmstens empfehlen! so umsorgt wird man auch von den dicksten freunden nicht: jede woche ein nettes briefchen, jede 2. woche ein telefon… es ist rührend wie gut sich die netten seelsorgeer von der cablecom um einen kümmern. ich werde das nächste mal ein date mit der netten cablecom dame aushandeln.

  2. Also ich bin bei der Cablecom und habe die Swisscom erfolgreich aus meinem Leben verbannt. Jegliche Swisscom-Werbung geht zurück an den Absender und seit ich das zwei oder dreimal gemacht habe ist die totale Ruhe eingekehrt. Herrlich! Natürlich ist auch bei der Cablecom manches zweifelhaft, doch ich hatte jetzt noch nie ein Problem – und selbst wenn, das ist mir immer noch lieber als die Swisscom…

  3. anrufe von cablecom bleiben bisher zum glück noch aus – dafür bekam unser haushalt phasenweise die werbung in dreifacher ausführung (schreibfehler sei dank…). nicht öffnen, “zurück an den absender” und “bitte endlich sofort aus der adressliste streichen” drauf schreiben und in den nächsten briefkasten werfen hat auch genützt. die werbeflut ist versiegt.
    @antiswisscom: ich kann aus eigener leidvoller erfahrung sagen, dass die zusamenarbeit mit cablecom bedeutend mühsamer ist, als jene mit swisscom. swisscom hat sich bei mir bisher erst in sachen werbung als nervig erwiesen. dir als cablecom-kunde wünsche ich, dass du nie umziehen musst…

  4. Es geht weiter: Schon wieder Swisscom-Spam im Briefkasten. Diesmal mit der Ausrede “Sie bekommen die Rechnung nur alle zwei Monate, diesmal gibts aber unendlich wichtige Infos zum Festnetz” – natürlich handelt es sich um ganz gewöhnliche neue (unbrauchbare bis überflüssige) Angebote für Nur-Swisscom-Kunden. Das ist wirklich der nervigste, unfähigste Haufen auf diesem Planeten! Zudem scheffeln sie Kohle und killen trotzdem Jobs. Wie kann man die stoppen?

  5. tja die cablecom…… umziehen ginge ja noch aber das uns das hochwasser im august alle modems und anschlüsse ersäuft hat, das tscheggen die tussis dort einfach nicht!!!! das haus ist erst ab juni wieder bewohnbar. rechnungen kommen immer noch, neuerdings mahnungen. immer wieder schicke ich den grümpel zurück, oder häng mich an die tolle kundendienstnummer! a wahn. zusätzlich schicken sie mir werbung an 6 versch. adressen! tja nu wenn die das so wollen…. werden sicher bald betreibung schicken. echt ätzend mühsam! wer hilft???kassensturz vielleicht????

  6. Immerhin: Eine Antwort. Aber was für eine… oooh welch unfähiger Haufen!

    “Wir haben die Sachlage überprüft. Das von Ihnen ausgefüllte Formular “Sperrung von Kundendaten für Marketingzwecke” haben wir am 22. Oktober 2005 ausgefüllt zurückerhalten und mutiert. Dass Sie erneut angeschrieben wurden verstehen wir nicht. Wir haben unsere Fachstellen kontaktiert, leider können wir im Nachhinein nicht mehr feststellen, weshalb Sie Werbung erhielten. Wir bedauern diesen Vorfall und entschuldigen uns. Freundliche Grüsse, Swisscom Fixnet AG”

  7. Gratuliere zu diesen unterhaltsamen wie auch (leider) richtigen Bemerkungen zur Swisscom ! Auch mich nervt dieser Saftladen gehörig !
    Gruss

  8. Hallo, bin ganz zufällig hier gelandet.

    Ohren auf: “Jetzt das ganze Jahr lang gratis telefonieren” (so die Werbung)
    Das Wattestäbchen auf der Werbung ist wohl eine Farce! Dieses können die Cablecomleute selber gut gebrauchen oder sich sonst wo hin …….

    Habe eine ganz negative Erfahrung mit der Cablecom gemacht! Ich bekomme immer wieder nicht gewünschte Angebote von Cablecom. Ein Telefonagent meinte anlässlich einer wiederholten Kundenfangaktion er könne meine Adresse nicht löschen. Hätte ich aber einen Vertragsabschluss getätigt, wäre eine Mutation sehr wohl möglich, oder? Die stellen einfach dauernd auf stur!!

    Auf eine weitere Bitte mittels der Kontaktform bei Cablecom hat der Kundendienst nicht einmal reagiert! Eine miserablen Visitenkarte… Was wäre wohl, wenn ich erst Kunde bei dieser schlampigen Firma wäre und um Support bitten müsste?

    Mittlerweile reihe ich Cablecom zu den Briefpost-Spamern No1 ein – und die ewigen sich selbst unterbietenden Angebote interessieren mich wirklich nicht!

    Ich pflege auch in Zukunft nur mit Unternehmungen zusammen zu arbeiten, welche meinen Bedürfnissen unverzüglich nachkommen – nämlich meine Adresse unverzüglich aus der Datenbank zu löschen, pasta!

    Cablecom wird einsehen müssen, dass die eigenwillige „Kundenfang-Aktion“ contra produktiv enden wird – ganz bestimmt. Leute welche anfänglich Cablecom neutral gegenüber standen, emfinden wie ich plötzlich Abneigung und Frust!

  9. Da habt Ihr ja Glück gehabt! Seit 2 Jahren sende ich der CC ihre adressierte Werbung unfrankiert zurück mit der nachdrücklichen Bitte, meine Adresse zu streichen. Bisher erfolglos. Auch rufen die mich als “Kunden” (ah, ja richtig, ich habe eine plombierte CC-Dose hinter dem Büchergestell!) an trotz * im Telefonbuch. Drohte heute zum dritten Mal rechtliche Schritte an. Das nächste Mal werde ich wohl die Zeit am Telefon in Rechnung stellen.

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