Die Schlaumeier von Directories

Vor vier Jahren beglückte Swisscom Directories die Schweiz mit SMS-Spam. Heute versucht man, auf seltsame Weise Geld zu verdienen.

Zur Vorgeschichte: Verwandte mieten eine Ferienwohnung im Berner Oberland und wünschen dort einen ADSL-Anschluss. Sie möchten, dass ich ihnen dabei helfe. Leider bei der Swisscom – was meine Hilfsbereitschaft arg strapaziert, aber was solls. Ich rufe also bei Swisscom an und veranlasse das Nötige.

Wenig später prangen – ohne dass wir das je bestellt hätten – zwei gebührenpflichtige Zusatzeinträge im gedruckten und online abrufbaren Directories-Telefonbuch, und das notabene ohne Anti-Werbe-Stern: Einmal die Frau mit dem ledigen Familiennamen, einmal das Paar mit dem Namen des Ehemannes (obschon die Frau ihren ledigen Namen behalten hat) und einmal… ich selbst!

Urplötzlich wohne ich also auch da oben, entdecke das nur per Zufall und habe erst noch einen werbesternfreien, nie bestellten oder gutgeheissenen Eintrag im Telefonbuch – entstanden vermutlich, weil ich mich dummerweise bei der Bestellung des ADSL-Anschlusses mit meinem richtigen Namen gemeldet hatte.

Letzte Woche habe ich die beiden “falschen” Einträge online entfernen lassen und gleich noch den Antiwerbestern ergänzt (den viele allerdings auch nicht beachten, insbesondere diese dummen Marktforschungsinstitute nicht, die einen zur Unzeit anrufen oder samstags wecken).

Auf der Bestätigung, die den Verwandten schriftlich zugeschickt wurde, waren die beiden rund 15 Franken teuren Zusatzeinträge natürlich immer noch drauf. Erst nach telefonischem Nachhaken scheints nun geklappt zu haben. Das sind schon Schlaumeier bei der Swi$$com – schamlos Abkassieren, bis es die Leute vielleicht zufällig merken…

Zu diesem Geschäftsgebahren passt diese aktuelle Story bestens: Wer auf die Nummer von in den Telefonbüchern beworbenen fiktiven Firmen anruft, wird mit einem Marktforschungsunternehmen verbunden.

Wahrhaftig – so etwas kann nur der Swisscom oder ihren Tochterfirmen in den Sinn kommen!

Tipp ans Bakom

– Wegen Irreführung der Konsumentinnen und Konsumenten einfach die entsprechenden Nummern sperren.

Tipps an Swisscom Directories

– Die KundInnen ernst nehmen statt sie mit debilen Inseraten verarschen

– Schindluder mit kostenpflichtigen Zusatzeinträgen aufgeben

– Auf Löschanträge korrekt reagieren

– Alle neuen Eintrage standardmässig MIT Antiwerbestern ausstatten

– Eine Art Zusatzmarkierung “wünscht keine Anrufe von Markt- und Meinungsforschungsinstituten” einführen (ob die das dann auch beachten, bleibe dahingestellt).

Tipps an alle

– Vermutlich brauchen Sie – wie chm und viele andere – das Telefonbuch ohnehin nicht, da Sie Adressen im Internet nachschauen. Hier können Sie das ungefragt zugesandte Telefonbuch abbestellen.

– Und Sie können Ihren Eintrag auch ganz löschen lassen – womöglich hilft das gegen allerlei Spam und nervtötende Marketing-Anrufe.

Langsam gilt nämlich: Wer eine eigene Website hat oder auf Social Networking Sites gut vernetzt ist, braucht ganz sicher keinen Telefonbucheintrag. Auf eigenen Sites kann man selbst entscheiden, ob und wie man seine Adressdaten verschleiert und so das Harvesting möglichst unterbindet.

3 Kommentare

  1. Für was der Anti-Werbe-Stern gut ist, weiss ich nicht. Ich kenne Leute, die den haben und mehr Werbeanrufe kriegen, als ich ohne diesem Stern. Bei mir klingelt es fast nie. Tip: ohne Antwort auflegen hilft extrem.

  2. Da muss ich widersprechen – ohne Stern in der Ferienwohnung gibts diverse Spamanrufe, mit Stern kaum bzw. nur von notorischen Unbelehrbaren, siehe hier.

    Ohne Antwort aufzulegen finde ich auch nicht die beste Methode – ich verwickle die Mitarbeitenden spasseshalber meistens in möglichst lange Gespräche, während derer sie keine anderen Leute belästigen können.

    Dabei versuche ich auch an ihr Gewissen zu apellieren, so im Sinne von: “Finden Sie es nicht etwas gemein, den ganzen Tag andere Menschen mit doofen Anrufen zu terrorisieren? Ich weiss, Sie brauchen das Geld. Aber denken Sie mal an den Ärger, den Sie täglich verursachen. Haben Sie denn kein Gewissen?”

    Zudem immer nach Firma und Auftraggeber fragen sowie die/den Vorgesetzte(n) verlangen und fragen, warum der Stern nicht beachtet wird. Das Gespräch ggf. (natürlich nur nach einer entsprechenden Ankündigung, aonsten illegal) aufzeichnen (z.B. via Lautsprecher und Handy) und ins Internet stellen.

    Bei Marktforschern kann man sich oft austragen lassen.

    Und da gibts natürlich auch den berühmten Fragebogen… http://www.xs4all.nl/~egbg/duits.pdf

    Schade bei der ganzen Sache: Wenn die Menschen etwas mitdenken und allesamt so verfahren würden, wäre das ganze Marketing-, Meinungsforschungs- und weiteres Spamgesocks längst pleite gegangen. Da sich aber zu viele Leute zu viel Müll gefallen lassen, geht der ganze Schrott fröhlich weiter.

    Aber immerhin: Mit den oben genannten Methoden bekommen wir inzwischen kaum mehr Spam-Anrufe oder Marketing-Seich.

    An sich müsste gesetzlich festgeschrieben sein:

    – Telemarketing, Umfragen usw. sind nur Unternehmen mit einer nicht billigen, staatlichen Konzession gestattet, die sich an klare Richtlinien halten.

    – Anrufe mit unterdrückter Rufnummer sind Telemarketern usw. untersagt

    – Unter der Absendernummer muss ein 24/7-Kundendienst erreichbar sein, der Nummern umgehend löscht.

    – Es gibt EINE zentrale, staatlich geführte Liste, auf der man sich bei Bedarf EINMAL von ALLEN Spamanrufen aller Art für immer austragen kann. Finanziert wird dies durch die erwähnten Konzessionsgebühren.

    – Wer sich nicht daran hält, zahlt zuerst eine hohe Busse und verliert spätestens nach dem zweiten “Sündenfall” die Bewilligung und muss den Laden dicht machen

  3. Nach diversen Spam-Anrufen in den letzten Wochen habe ich mir nun selbst ein kleines Weihnachtsgeschenk gemacht und meinen Eintrag aus sämtlichen Directories-Publikationen sowie der Website löschen lassen, dasselbe auch bei telsearch.ch.

    Ohnehin ist im Google-Zeitalter ein Eintrag im Telefobuch irgendwie von vorgestern. Wer mit mir Kontakt aufnehmen will, findet mich via Suchmaschine – und auf meiner Website hats ein Kontaktformular, das ich selbst vor Spam schützen kann.

    Was Directories und andere eben offenbar nicht schafften. Jänu – selber schuld!

    Mögen es mir drum möglichst viel gleich tun: Anruf auf 0848 86 80 86 genügt – einfach sagen, dass man den Eintrag in allen Verzeichnissen löschen möchte. Dies wird wenige Tage schriftlich bestätigt. Dann auf telsearch.ch zu seinem Eintrag gehen, Details anzeigen, “Eintrag Bearbeiten” wählen und unten “Sie können diesen Eintrag löschen” wählen.

    Twixtel habe ich schon vor Jahren schriftlich untersagt, meinen Eintrag zu führen. Ein Eintrag in die Robinsonliste des Schweizer Direktmarketing-Verbandes ist ebenfalls ratsam; dies kann man via Website tun. Nach rund 14 Tagen erfolgt eine schriftliche Bestätigung.

    Nun hoffe ich, dass endlich Ruhe ist mit diesen ständigen telefonischen Belästigungen zu Unzeiten.

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