Der Wahlkampf 1987 aus Sicht eines 15-jährigen

Als ich kürzlich in unserer Schülerzeitung vom September 1987 blätterte, musste ich schmunzeln: Schon damals hatte ich Kettenraucher und die Autopartei auf dem Kieker.

Vor 20 Jahren berichteten wir zum Beispiel von den neusten Rempel-Eskapaden des allseits beliebten Sujets “Lehrers XY” an der Sek Sissach: “Mir scheint, XY sollte sich mehr dem Knigge-Studium und seinen Marlboros widmen, das ist gesünder und sorgt für weniger Aufregung.”

Immerhin notierte der Jungreporter fairerweise: “Doch auch Positives gibt es für XY zu verzeichnen: Seit geraumer Zeit kommt er vermehrt mit dem Zug zur Schule!”

Ganz schön frech, was der kleine Blöker da in seine ultramoderne Framework-II-Software auf einem 286er-Computer töggelte. Die ganze Ausgabe ist hier als PDF (3.5 MB) abrufbar.

“Kritik- und Kontrollfunktion” war unser Credo 🙂 Und natürlich über Dreher & Co. Ablästern – der bissige Kommentar erinnert irgendwie an den heutigen Wahlkampf: “Daneben bilden sich Auto- und Freiheitsparteien. (…) Immer noch fliessen Milliarden in Rüstung und Strassenbau statt in Alternativenergieförderung und Umweltsanierung.” Und im Hinblick auf die Unwetter vom August 1987: “Bei den National- und Ständeratswahlen wird sich die aktuelle Lage auch positiv für die Menschheit auswirken – oder????!!!! Man dachte, der Mensch merkts endlich. Und er merkts nicht, der Dummkopf!”

Immerhin gabs damals noch keinen Blocher – jedenfalls nicht in diesem Ausmass. In meinen Lokalradiosendungen gings anno 1987 nicht etwa um Geheimpläne, nein, sondern zum Beispiel um Satelliten-Fernsehen – wir wollten endlich Videoclips schauen, doch der lokale Kabelnetzbetreiber wollte nicht so recht:

(Lieber in eigenem Player anhören oder downloaden – MP3, 4.3 MB)

Im Herbst 1987 war ich in der dritten Sek, es ging auf ein Velolager zu, danach auf die Herbstferien – und die Anmeldung fürs Gymnasium stand an. All das war guter Stoff für Radio Raurach: Meinen Konrektor Hanspeter Siegrist interviewte ich zum Thema “Muss denn der Prüfungsstress kurz vor den Zeugnissen immer sein?”, den damaligen Liestaler Gymnasiumsrektor Josef Odermatt befragte ich zu den Info-Abenden seiner Schule. Man beachte das perfekt getimte Intro von “No Doubt About it” am Ende dieses Interviews, boah! – Mehr zum gloriosen Soundtrack des Herbstes 1987 war ja kürzlich hier zu lesen.

(Lieber in eigenem Player anhören oder downloaden – MP3, 7.5 MB)

Vor 20 Jahren kauften sich die meisten Leute nicht nur CD-Player, sondern auch Videokameras. Das war eine echte Konkurrenz für die Foto-Fachgeschäfte. Mich interessierte: Machen denn die Leute überhaupt noch Ferienfotos? Das Thema – Fotos innert 24 Stunden zu entwickeln war damals “Express-Service” – garnierte ich mit einer “Strassenumfrage”, bei der vor allem meine MitschülerInnen zum Zuge kamen… die Verkäuferin vom Foto Reber in Sissach erklärte mir, dass “bei den Super-8-Filmen ein markanter Rückgang” zu verzeichnen sei. Das sei auf den verstärkten Videoboom zurückzuführen. Öhm – Super-8-Filme? Genau, das waren sind die hier.

(Lieber in eigenem Player anhören oder downloaden – MP3, 3.2 MB)

Und nicht vergessen: Heute Abend im “Downtown” tritt der Shooting Star des Jahres, Terence Trent d’Arby, bei Ernst Buchmüller auf…

3 Kommentare

  1. Das Layout kenne ich doch irgendwoher. Schülerzeitungen bzw. in meinem Fall unsere Abizeitung (1988) sahen damals wohl alle ganz ähnlich aus. Vor allem dieser Hang zu einer fiesen Kursivschrift scheint international gewesen zu sein. 🙂

  2. Kann ich bestätigen – war damals aber auch eine der wenigen Möglichkeiten, ne andere Schrift auszudrucken (ausser man benutzte Letraset, was Stunden ging).

    Unser Nadelprinter hatte damals glaub’ ich etwa 5 Schriften. “LNQ” hiess sowas wie “tolle Qualität”, wenn ich mich richtig erinnere… das war dann aber schon extreeem Luxus. Fürher (1983-1985) müsste ich den Drucker (angeschlossen an unser erstes “Laptop” Osborne One, 11kg) mit Maschinensprache oder Basic ocder so dazu bringen, dass er eine bestimmte Schrift ausdruckte.

    Der Befehl LPRINT schwirrt auch irgendwo noch im Kopf rum… eieiei…

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