Bischof Koch nach Rom ausschaffen?

Da könnte die SVP jetzt mal echt was Gutes tun mit ihren kruden Schwarzschaf-Ideen: Die Ausschaffung, pardon, Repatriierung von Kurt Koch und seinen Schäfchen nach Rom fordern!

Schliesslich scheint ihm die hiesige Rechtsordnung reichlich Wurst zu sein. Und da gehe ich mit der SVP ausnahmsweise einig: Gesetze sind da, um sich dran zu halten. Wer auf die Rechtsordnung eines Landes pfeift, sollte woanders hingehen oder auf demokratischem Wege eine Änderung zu erwirken versuchen.

Bischof Koch bringt heute im “Tages-Anzeiger” – bezogen auf den Fall Röschenz – einen aus der beliebten Reihe “Jetzt spinnt er!”:

“Ich muss diesen Gerichtsentscheid als für mich und meine kirchliche Verantwortung irrelevant und mich in keiner Weise bindend zurückweisen.”

Der “Tagi” schreibt dazu, er “drohe” mit der Trennung von Kirche und Staat. Was heisst da “Drohung”? Wie mehrfach erwähnt: Dafür ist es höchste Zeit! Macht endlich vorwärts damit!

Eine Organisation, der so neumodischer Kram wie Demokratie derart zuwider ist, müsste ohnehin schon lange vom Staat tüchtig gerüffelt worden sein (stattessen werden weiterhin fröhlich Steuern für die weltfremden Jungs in lustigen Kleidli eingezogen).

Und wenn der Rüffel dazu führt, dass man den Staat als Autoriät noch schärfer in Frage stellt als Faschos und Autonome, ists höchste Zeit, dass der Staat einen Riegel schiebt. – Weitere Aussagen Kochs gefällig?

“Er könne nicht akzeptieren, dass ein staatliches Gericht das Recht habe, sich in derart gravierender Weise in kirchliche Angelegenheiten einzumischen.”

Öhm… haben wir richtig gehört? – Halt, es geht noch weiter!

“Besonders scharf rügt Koch die Feststellung des Gerichts, Sabo habe den innerkirchlichen Rechtsweg nicht beschreiten müssen, weil dieser den Anforderungen eines Rechtstaates nicht genüge. «Angesichts dieses totalen Affronts des Kantonsgerichts Basel-Landschaft habe ich mich verpflichtet gefühlt, den Apostolischen Stuhl in Rom über diese öffentliche Disqualifizierung seiner Rechtsordnung zu informieren», schreibt der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz.”

Katholiken? Rechtsordnung? Bitte was?
Und dann gleich zu Papi rennen?

“Es gehe keinesfalls an, dass der Staat für sich eine Oberaufsicht über die Kirche beanspruche.”

Ja was denn… ach so, dann darf ich also auch für mich beanspruchen, dass ich mal ein wenig mache, was ich will – selbst wenns dem Staat nicht passen sollte. Cool! Dann führe ich ab sofort meine eigene Rechtsordnung ein. Ich fahre zum Beispiel ab sofort schwarz, gebe mein GA zurück und berufe mich auf meine Geschichte als Bahnfahrer und Verteidiger dieser umweltfreundlichen Fortbewegungsart.

Also, Herr Koch: Wir sind ja in der Regel sehr tolerant in Demokratien, was freie Meinungsäusserung angeht. Von mir aus darf in den Medien jeder sagen, was er will. Aber angesichts Ihrer Probleme mit dem Staatswesen und dem offensichtlichen Drang, aus demselben Gurkensalat zu fabrizieren, empfehle ich Ihnen: Packen Sie Ihre Koffer, wandern sie nach Rom aus.

Nehmen Sie die Berner Märchenbücher – pardon -, Kreationisten-Lehrmittel auch gleich mit. Ich war diesen Herbst im Petersdom, ist recht imposant, wird Ihnen gefallen, ehrlich. Tschüss!

3 Kommentare

  1. Da bin nich nun einmal hoch erfreut über einen Blog von Dir. Es ist mir eigentlich ganz egal, was diese Gesichte zwischen Röschenz und Koch alles hergibt, da ich mit diesem Kirchenzeugs sowieso nicht viel am Hut habe. Was sich dieser Koch aber erlaubt, geht nun doch zu weit: Wenn er unsere Gerichte anzweifelt – oder besser gesagt ignoriert – ist er in diesem Land wirklich falsch und ich denke, dass ihm auch niemand eine Träne nachweinen wird. Soll er doch nach Rom und sich dort mit den alten Typen über die drei Gewalten in einem Staat weiterbilden. Aber leider ist eine Weiterbildung, bzw. ein einigermassen zeitgemässes Weltbild von diesen Kreisen nicht zu erwarten.

    Eines hat der Koch aber immerhin erreicht, Andi Jacomet und ich sind einmal gleicher Meinung. 🙂 Und das hat nun doch noch niemand erreicht 🙂
    Lieber Gruss und weiter so.

  2. Wenn ein Gericht feststellt, dass die “missio” eine rein innerkirchliche Angelegenheit ist, für die es nicht zuständig ist, um dann über irgend ein Hintertürchen sich doch für eine Beurteilung dieses Entzugs der “missio” für zuständig zu erklären, dann darf man sich sicher auch fragen, ob dies rechtsstaatlich ist.

    Die einzige rechtsstaatliche Möglichkeit wäre also gewesen, Herrn Szabo und die Pfarrei auf den kirchenrechtlichen Weg zu verweisen. Mit der Annahme eines kirchlichen Amtes unterwirft sich jeder freiwillig diesem kirchlichen Recht. Als ausgebildeter Priester war Herr Szabo sehr genau bekannt, was dieses Recht beinhaltet. Sich nachträglich über ein staatliches Gericht davon befreien zu wollen, ist nicht besonders glaubwürdig.

    Übrigens, der Fall, so wie er läuft, wird hoffentlich vielen die Augen öffnen für die Tatsache, dass gewisse theologische Richtungen in der katholischen Kirche das evangelisch-reformierte Kirchenverständnis pflegen, sich aber trotzdem römisch-katholisch nennen. Das ist, gelinde gesagt, Etikettenschwindel.

  3. Es ist höchste Zeit, dass Leute wie Szabo den verbohrtesten Vertretern in der verbohrtesten Kirche die Stirn bieten. Selbst ich anerkenne gewisse Leistungen der Kirche als sinnvoll an, auch wenn es für diese Tätigkeiten weder die Labels “Kirche” noch “Gott” braucht – ebensowenig es für Aufräumarbeiten nach Unwettern eine “Armee” braucht, sondern einfach Leute, die anpacken. – Wenn aber Irrgewordene wie Koch die Kirche noch weiter diskreditieren, ist bald mal fertig lustig. Ich bin als unterdessen seit über 10 Jahren glücklicher Ex-Katholik froh um alle Szabos, die den Fundis tüchtig in den Allerwertesten treten.

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