Ich wollte diesen Beitrag schon gestern Abend schreiben – nach einigen frustrierenden Erfahrungen im Skigebiet Wengen-Männlichen-Grindelwald-Kleine Scheidegg. Und siehe da: Heute morgen bekomme ich Unterstützung vom obersten Skilehrer, der aufgrund Aussagen in der Aargauer Zeitung im Tages-Anzeiger zitiert wird:
Ski- und Snowboardfahren will gelernt sein. Das findet auch Riet R. Campell, Direktor des Schweizer Ski- und Snowboardschulenverbands. Er würde es begrüssen, wenn alle Schneesportler einen Fahrkurs besuchen würden. «Ein Auffrischungskurs, insbesondere für Gäste mit neuer Ausrüstung, schadet in der Tat niemandem», sagt er in einen Interview mit der «Aargauer Zeitung». Er appelliert jedoch an die Eigenverantwortung der Schneesportler: Diese müssten schauen, dass sie ihre Sportgeräte beherrschten.
Wie Recht er doch hat! Stein des Anstosses für den Blöker als begeisterten Pistenskifahrer: Die Pisten nun langsam wieder etwas voller – die Ferien haben begonnen. Was im Vergleich z.B. zu meinem anderen Stammskigebiet Sedrun auffällt: Wieso hats in Wengen/Grindelwald so viele Leute auf Pisten, auf die sie nicht gehören? Diese beiden aus der Spezies “Homo skiensis idioticus” beispielsweise quälen sich in etwa drei Stunden vom Männlichen nach Grindelwald hinunter, Zentimeter für Zentimeter:
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für die Betroffenen selbst ein Vergnügen ist, in ungeschicktester Art und Weise sich durch diese ruckartigen Bewegungen lächerlich zu machen bzw. den anderen im Weg herum zu wackeln – solche Leute wagen sich tatsächlich auf die ohnehin schon vollen Pisten, es ist unfassbar:
Für uns normalen bis gute Skifahrer ist diese Selbstüberschätzung bei aller Freude an der Natur, den perfekten Verhältnissen und der Sonne ein Ärger – und zudem gefährlich: Wozu existieren eigentlich spezielle Anfängerlifte und einfache Hänge, die fast überall auch sehr gut gepflegt werden? Diese Nicht-Skifahren-Könnenden bleiben zudem oft hinter Buckeln und Kanten stehen bleiben oder scharen sich in Gruppen an heiklen Orten, ohne dass sie was merken. Ach, Skifahren ist doch sooo lustig! Ich kann das jetzt auch! Ich bin gut!
Ich bezweifle mal, dass sie sich überlegt haben, worauf sie sich einlassen. Einfach mal machen! Wird dann schon gehen! – Dabei bewegen sich diese Leute so ungeschickt wie ein New Yorker Stadtmensch, den man mitten in der Wildnis Afrikas aussetzt; sie haben keine Ahnung, wie man sich idealerweise auf einer Piste verhält.
Oftmals nehmen sie auch noch ihre Kleinkinder mit, die auf den teils schmalen Pisten noch unberechenbarere Kurven machen als ihre Eltern. Mit gutem Grund musste ich als Kind auch warten, bis ich den “grossen Skilift” benützen durfte – zuerst mal durfte ich an den Sedruner Familienflachhängen von Valtgeva oder Surrein Sicherheit erlangen.
Und die wichtigsten FIS-Regeln kennen – dass man vor dem Losfahren zuerst nach oben schaut, scheint die wenigsten zu interessieren. Da kommt man herrlich carvend auf seiner Spur angefahren, sieht die Gruppe da stehen, rechnet geradezu damit, dass jemand unvermittelt losfährt – und tatsächlich, in den meisten Fällen tun sie’s dann auch. Nicht ganz ungefährliche Richtungswechsel oder abrupte Bremsmanöver sind die Folge.
Ehrlicherweise muss man sagen, dass dies auch für zumeist einheimische Pistenraser gilt, die null Rücksicht nehmen und denen das Ticket entzogen werden sollte.
Aber zurück zu den Anfängerschneetröten: Auf der Strecke Honegg-Arven überholte mich am Samstag kichernd ein – sorry, ich kanns nicht anders sagen – Vollidiot mit etwa Tempo 60, der vor lauter Rücklage kaum die Skis gerade halten konnte. Er fand es einfach lustig, schneller zu fahren als die anderen. Dass man einen aber nicht mit einem Meter Abstand überholt, schien er – unten darauf angesprochen – nicht zu wissen.
Langsam weckt sich in mir der Wunsch nach einer Art Ausweis, der einen berechtigt, bestimmte Bahnen (in Skiausrüstung) ins Hauptskigebiet zu benützen. Gerade an Tagen mit vielen Leuten macht es einfach kaum mehr Spass, zwischen all den Menschen herumzucarven, die an sich an den Übungshang gehören, die unvermittelt die Spur wechseln, ungelenk quer über die Piste rutschen, Ziehwege lahm fahrend blockieren oder bei grossem Andrang zu zweit auf einem 6er-Sessel Platz nehmen.
Wie im Internet: Wer keine Ahnung von Updates, Patches, Viren oder der BCC-Zeile hat, sollte an sich niemals ins Netz dürfen.
In die Verantwortung genommen werden müssen aber auch Skivermieter und Liftbetreiber: Die meisten Pisten sind künstlich beschneit und stellenweise pickelhart, wenn nicht eisig – selbst für Könner ohne frische Kanten eine Herausforderung. Wer einfach Kohle machen und Skis vermieten bzw. Tickets verkaufen will, sagt dazu natürlich lieber nichts… immerhin wird die Kapazität vieler Anlagen künstlich begrenzt, da ansonsten die Pisten noch überfüllter wären.
Leute, die des Skifahrens überhaupt nicht mächtig sind, sollten bestimmte Pisten und Anlagen gar nicht erst benutzen dürfen bzw. sollten vom Pistendienst darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie eine Gefahr für sich selbst und andere darstellen.
Und am guten alten “Idiotenhügel” üben sollten, bevor sie sich auf den Berg wagen.
Anfängerschneetröten…
das ist ein wunderbares Wort…
ich kann Deinen Frust gut verstehen, aber das ist nicht nur beim Skifahren so… Selbstüberschätzung und alles wollen, aber nichts dafür tun, das findet man nicht nur auf den Pisten…
Danke für Deinen Beitrag. ich fühle jeden Skitag mit!!!!
tja früher mit den alten guten Bügelliften kamen die Newbies schon gar nicht nach oben. Fortschritt bringt ab und zu auch mal Nachteile 😉
Endlich jemand der mir aus dem Herzen spricht und den Nagel auf den Kopf trifft!
Ein typischer Beitrag eines Ego-Skifahrers, wie es sie in zahlreicher Form auf diesen Pisten gibt! Macht Platz, jetzt komme ich! Jeder Ego-Skifahrer war auch mal Anfänger und hat das scheinbar längst vergessen.
Ja, und damals wussten wir (oder unsere Eltern) noch, wo wir hingehören: Auf den Idiotenhügel. Uns und den anderen zuliebe. Aber heute überlegt man lieber weniger und macht einfach mal – Lisette erkennt ziemlich genau, wo das Problem liegt: an Selbstüberschätzung.
Aber eben auch ein wenig an den Touristikern, die vor allem unseren lieben Freundinnen und Freunden aus England und Holland nicht sagen “hört mal, Leute, ganz rauf solltet ihr nicht, bevor ihr nicht sicher den Anfängerhang runter kommt”. Mit Egoismus hat das schon zu tun – eben jener, die das Gefühl haben, überall gleich alles versuchen zu wollen, ohne die Folgen zu bedenken.
Ich besuche mit gutem Grund keinen Karate- oder Dauerlaufkurs, selbst wenn ich vielleicht wollte – nur schon, weil ich den anderen mit Sicherheit durch meine Ungeschicktheit auf den Nerv gehe. Oder ich nehme eben den Basiskurs für blutige Anfänger.
Etwas Nachdenken, was die eigenen Taten für Folgen haben, kann nie schaden. Dasselbe gilt namentlich im Autoverkehr: Wer zu wenig Fahrpraxis hat, sollte Autobahnen vielleicht eher meiden. Es fällt niemandem ein Zacken aus der Krone, wenn er Schwächen bei sich ortet und sich entsprechend verhält.
Liebe Christina jeder darf doch auf die Piste.
Nur sollten sich einige Anfänger vorher schlau machen warum es schwarze, orange oder blaue Pfosten auf der Piste gibt.