Der Wahltag im Berner Rathaus: Thomas Fuchs checkt umrahmt von SVP-Anhängern akribisch seine Resultate an den öffentlichen PCs im Medienzentrum. Unmittelbar neben ihm sitzt ein Antifa-Anhänger in voller Montur. Man ist distanziert, aber nett zueinander, wechselt ab und zu sogar ein Wort.
Daniele Jenni nähert sich der Szenerie. Man blickt sich an, schweigt aber eisern. Immerhin: Keine Fetzen fliegen – auch als Fuchs und Jenni später einen Meter voneinander entfernt in der Halle stehen. Nach dem turbulenten Wahlkampf zeigt sich: Alles auch nur Menschen.
Schlussendlich verpasst Fuchs den Einzug in den Nationalrat um 263 Stimmen: Der Gstaader Erich von Siebenthal schnappt ihm den Sitz weg. Jenni landet irgendwo im Mittelfeld der Kandidierenden – 8741 Stimmen sind aber ein stattliches Ergebnis nach den Geschehnissen vom 6. Oktober. Margret Kiener Nellen bleibt im Rat und verweist Nadine Masshardt auf Rang 4 der SP-Frauenliste.
Und sonst? Ein durchzogenes Bild. Ricardo Lumengo schafft als erster Dunkelhäutiger den Einzug ins Parlament – er kann sich bei der (auf 0.6% abgestürzten) Freiheitspartei für die PR bedanken. Franziska Teuscher wird nicht Ständerätin, schlägt aber beachtlicherweise Dora Andres auf der Ziellinie knapp und belegt Rang 3 – erster Grüner Ständerat wird der Genfer Robert Cramer. Franziska Teuscher belegt immerhin Rang 13 der Gesamt-Liste aller Kandidierenden für den Nationalrat, als drittbeste Linke, inmitten einer SVP-Phalanx. Wahlen sind seltsam: Eine “Polizistin, Kindergärtnerin, Reitpädagogin” (wie geht das denn?) wird SVP-Nationalrätin – bekannte Gesichter wie Mario Annoni verpassen dagegen die Wahl. Wasserfallen Junior wirft den bisherigen Marc F. Suter aus der grossen Kammer. Alec “Clooney” von Graffenried fängt auf der Grünen Liste überraschend Kathy Hänni knapp ab – 691 Stimmen machen den Unterschied. Nause hat gegen Hochreutener keine Chance. Der einzige Schweizer Demokrat wird abgewählt.
Und wer hat am wenigsten Stimmen im Kanton gemacht? Yolanda Linder von der EDU, mit 640 Stimmen. Zum Vergleich: Spitzenreiter Adrian Amstutz brachte es auf 124’869.
Die Berner Wahlresultate gibts hier.
Lustig: Biel ist laut den Karten unten auf dieser Seite sowohl die Hochburg der Freiheitspartei als auch der Grünen. Und weiterhin werden tendenziell Senioren gewählt. Bemerkenswert: Wie die Grafik zuunterst auf dieser Seite zeigt, wird die SVP im Amtsbezirk Bern von Jahr zu Jahr stärker…
Nebenbei: Diesmal waren es die Server der anderen, die abstürzten – espace.ch war während Stunden nicht erreichbar, SF musste die interaktiven Karten zeitweise vom Netz nehmen. Wir wissen noch zu gut, wie das ist – und leiden mit.
Franziska Teuscher im Interview, dahinter Natalie Imboden
Gratulationskuss: Simonetta und Sommaruga und Bernhard Werner Luginbühl, belagert von Kameras
Simonetta Sommaruga im Siegerinnen-Interview mit Sabine Gorgé vom Regi Bern
Hihi! Ein kauziger Rost- und Eisenplastiker im Ständerat. Andi, du hast aus dem Werner kurzerhand einen Bernhard Luginbühl gemacht.
Oooh Sch… danke für den Hinweis 🙂 Ist korrigiert. Beschämend, sowas. Etwa gleich beschämend wie Bund und BZ, die falsche Ständeratsergebnisse abdruckten, obwohl wir vom Kanton definitiv korrekte Ergebnisse geliefert hatten, hihi… aber in der Hitze des Gefechts passieren solche Sachen leider scheinbar einfach.
Ich hatte auf den offiziellen Resultaten des Kantons auch kurzfristig den Hess von einem Bernhard zu einem Berhnard degradiert. Und 10 Minuten lang hatte Luginbühl auf der HTML-Seite mehr Stimmen als Sommaruga… das nächste Mal gibts dann endgültig keine manuellen Eingriffe mehr in die Daten.
Aber Wahlen dieses Ausmasses sind stets eine riesengrosse Kiste – eigentlich ein Wunder, dass jeweils nicht noch mehr Gemeinden Fehler passieren.
Ja. Hab die JUSO leider nicht mehr in den Rat gebracht. Sorry. Ich denke die spezielle Erwähnung von Nadine lässt drauf schliessen, dass du mit ihr bangtest? Oder mit MKN?
Nun. 4. ist super. Schade, dass es nur noch 3 Sitze gab….
Du weisst, wer der Typ ist neben Thommy Fuchs, gell. Ist der Sohn einer bekannten SP-Frau, welche auch gewählt werden wollte…. kam irgendwo nach Nadine auf der Liste. 😉
Ja, das weiss ich schon, aber das wollte ich nicht so plakativ hervorheben… – ich hätte lieber Nadine als MKN gehabt, klar, aber henusode. Dieser Abstand war sonnenklar, 9000 Stimmen, da gibts nichts zu rütteln.
MKN war zu stark, um sie schlagen zu können und zu schwach, um einen 4. Sitz zusammen mit Wyss und Allemann zu holen. Schade…
Bin übrigens im Vorstand des MV Kanton Berns. Danke für deine Mitgliedschaft.
Danke, dass es euch gibt – und dass ihr die Präsidentin ausgetauscht habt damals… sonst wäre ich nämlich ausgetreten.
ich auch…..
Nun, noch viel wichtiger dürfte sein, dass der Mensch links (?!) des Sohnes der stadtbekannten SP-Frau, die auch gewählt werden wollte, es auch beim vierten Anlauf nicht schaffte. So bleibt uns dieser Realsatiriker auch die nächsten vier Jahre auf Kantonsebene erhalten.
Ich wusste ja nicht, dass ich es hier nur mit Profis und Insidern zu tun habe.
@jacomet: hast du die Homepage von Frösch gemacht? Find ich nämlich gaaanz schön.
@balsiger: er wird nicht aufgeben. ein Wunder, dass es ihm trotz der gewinne nicht reichte. zum Glück streichen die wählenden Bauern den tommy f. stetig von ihren Listen, auch wenn die Gründe für diese Taten nicht gerade ehrenvoll sind…. böse Bauern. auch Tommy ist ein Mensch.
es liegt wohl auch an anderem.
im Grossen Rat ist er zwar nervend, aber isoliert.
@Reto: Nee, die von Franziska Teuscher und die von Natalie Imboden. Beides Joomla-Auftritte, Franziska aufwändig (mit Bärnis tatkräftiger Hilfe – da war ich vor allem inhaltlich beratend und filmend tätig), Natalie etwas einfacher mit einem Standard-Template.
Und natürlich haben wir Franziska stets heftig zum Bloggen angetrieben 🙂 Ich finde, sie hat das wunderbar gemacht angesichts der sonstigen Termine.
@Mark: Wenn wir grad dabei sind – danke fürs Lineal!