Wenn man im ehemals grosselterlichen französischen Ferienhaus vernünftig als Webpublisher arbeiten will, muss ADSL her – ein klarer Fall. Nur, den französischen Telekommarkt und vor allem seine Besonderheiten kennen Aussenstehende kaum. Was tun?
Verglichen mit der Schweiz, wo man in der Regel einfach den DSL-Router anschaltet und surft, gibts in einem grossen Land wie Frankreich (mit vielen telekommerisch schlecht erschlossenen Gegenden) viele Fragezeichen. Wenn ich gewusst hätte, worauf ich mich einlasse, wäre ich wohl beim schwachen, aber ansonsten stabilen WLAN des Nachbarn geblieben…
Im Juli lautete aber die Frage: Bei France Télécom / Orange bleiben und viel bezahlen? Einen der Alternativen Anbieter wie Bouygues, SFR, Completel oder Free wählen? Keine Ahnung.
Irgend jemand hat uns dann Free empfohlen – 29.99 Euro für ADSL, kein France-Télécom-Anschluss mehr zu bezahlen, Gratis auf Festnetznummern in aller Welt anrufen, günstige Tarife auf Mobilnummern… doch, sollte passen.
Der Bestellvorgang ist auch einiges einfacher als in der Schweiz: Kündigungsfristen scheint es keine zu geben – man füllt einfach das Bestellformular online aus, gibt eine Lastschrift-Einwilligung, und der neue Anbieter erledigt alles für einen. Rechnungen von France Télécom (FT) kamen jedenfalls nie mehr.
Bei der Free-Bestellung klappte alles bestens: Auf einer Website kann man netterweise stets den aktuellen Lieferstatus nachverfolgen:
Nach zehn Tagen kam ein Paket per UPS – leicht zu spät, FT hatte schon abgeschaltet bzw. das Free-Signal aufgeschaltet, was heisst, dass man ohne das Free-Equipment nicht mehr telefonieren kann; aber was solls, man hat ja in der Regel ein Handy dabei.
Wieso ist das so? – Auch hier muss der Ex-Monopolist FT den altenativen Anbietern die Infastruktur vermieten, wenn jemand wechseln will und der neue Anbieter noch keine eigene Infrastruktur hat. Hier nennt man das “Dégroupage total” (entündelt, Anbieter hat eigene Zentralen) oder eben “Zone non dégroupée” (nicht entbündelt, Anbieter muss Anlagen bei FT mieten).
Wenn also FT das Kabel in der Zentrale auf Free umhängt, kann man nur noch mit Free surfen und telefonieren (wobei das dann natürlich “Voice over IP” ist, was qualitativ in die Hose gehen kann).
Dazu kommt ein weiterer Unterschied: Die alternativen Anbieter senden einem in Frankreich proprietäre Boxen (die triple-play-fähig sind, also Internet, Telefonie und Fernsehen übertragen können). Mit einem normalen ADSL-Router ist man aufgeschmissen – da würde allenfalls das Surfen klappen, wenn man sich in Web-Foren die Zugangsparameter zusammenklaubt.
Man ist also auch technisch einem einzigen Anbieter und seinem qualitativ fragwürdigen Equipment ausgeliefert! Wenn man sich eben für den falschen Anbieter entscheidet, dann gehts wie mit Cabelcom in der Schweiz – wenns funzt, ists gut, wenn nicht, dann hat man die Sch… genau so liefs bei uns wochenlang mit dem Anbieter “Free”.
Vorweg: Nach drei Monaten Sich-Herumschlagen mit dem so genannten “Support” von Free und der Hilfesuche in einem Forum von Gleichgesinnten lautet der zentrale Satz eines anderen Free-Assistance-Opfers: “Pour l’assistance Free, il n’y a pas grand chose à espérer!” – Immerhin lernt man wieder mal französisch Schreiben… wobei dict.leo.org eine gute Hilfe ist.
Zurück aber in den Sommer. Die ominöse “Freebox” ist da…
… also schnell mal anschliessen und kabellos lossurfen? Denkste. WLAN kann das Teil erst, wenn man eine PCMCIA-Karte bei Free bestellt. Nein – nicht eine fürs Notebook, sondern für die Freebox! Auf die Idee käme man als Schweizer ADSL-Kunde nicht; wer also in Frankreich Internet bestellt, sollte dran denken, ganz genau zu schauen, ob WLAN in der Kiste steckt. Bei den 5er-Versionen der Freeboxen ist das drin, in der “Zone non dégroupée” bekommt man aber eine v4, was man aber nicht im Voraus weiss… und da sorgt erst eine separat für 25 Euro zu kaufende PC-Karte für WLAN. Erstaunlicherweise funktioniert das sogar.
Also: Eigenen alten Router aus der Schweiz mitnehmen? Nee, keine Chance! (Man kann hingegen einen eigenen WLAN-Router über die LAN-Buchse anschliessen.)
Die Inbetriebnahme sorgt dann für Kopfschütteln. Dauert es zu Hause rund 20-30 Sekunden nach dem Routerstart, bis die DSL-Verbindung steht, vergehen mit der Freebox nach einem Neustart gut und gerne mal fünf Minuten, bis man online ist. Die Freebox v4 vollzieht dabei verschiedene Zyklen, die im Uralt-Style-Display durch kreisende oder stillstehende Kettensymbole (“chenillard”), wechselnde Linien oder blinkendes “PPP” symbolisiert sind.
Wenn die Verbindung steht, wird die Uhr angezeigt, und man müsste dann surfen und telefonieren können (anschliessen lässt sich immerhin auch ein uraltes Phone mit normalem RJ11-Stecker).
Nun, SOLLTE! Die Verbindung ist sowas von wacklig – mitten im Telefongespräch wurden wir oft unterbrochen, der Router beginnt dann einen Selbst-Neustart und muss das ADSL-Signal neu synchronisieren, was aber sehr oft im Nichts endet und einen (meist mehrfachen) manuellen Reboot erfordert.
Ein Neustart des Routers ist nur so möglich: Das Ding vom Strom trennen und wieder einstecken; einen Schalter hat das Teil nicht. Bei Free ist ein “Soft Reboot” ein einmaliges Ein- und Ausstecken, für einen “Hard Reboot” (das zugleich ein Firmware-Upgrade auslöst) muss man die Prozedur viermal machen und schliesslich noch ein fünftes Mal. Kein Scherz, wir schreiben das Jahr 2009, und das ist echt so!
Interessanterweise gewöhnt man sich an solchen Schrott recht schnell – “es ist halt einfach so”. Nur, warum ist die Verbindung so wacklig? Warum immer wieder diese “pertes de synchronation intempestives” oder “déconnexions intempestives”, wie sie das hier nennen? Kann man was dagegen tun?
Ja, kann man!
Ich habe keine Ahnung, obs das in der Schweiz auch gibt – aber offenbar hängen in vielen älteren französischen Telefonanschlussdosen noch “Condensateurs” (auch “balise RC” oder “module RC” genannt) – diese ermöglichten es zu Zeiten des France-Télécom-Monopols den Technikern, eine Leitung zu checken. Im ADSL-Zeitalter sind diese kleinen Kästchen offenbar aber Gift – besonders die älteren mit drei “Beinen”.
Dummerweise sagt einem aber natürlich niemand, dass man dieses Teil dringend entfernen sollte – auch nach zig Reklamationen wegen Verbindungsabbrüchen nicht. Da helfen aber Webrecherchen; so findet man schnell Foren wie dieses oder Anleitungen wie diese oder diese – immerhin, Technikinteressierte lernen hier einiges dazu! Eigentlich wollte man ja aber bloss einen funktionierenden ADSL-Anschluss… stattdessen macht man plötzlich Installationen, an die man sich vor wenigen Tagen nie gewagt hätte!
Ich habe bei dieser Gelegenheit auch gleich den nie gebrauchten zweiten Anschluss im Haus abgehängt – je weniger Kabelwirrwarr, desto besser für ADSL! Zudem habe ich alle Kabel ausser die beiden zwingenden Kupferadern mit dem Signal entfernt…
… und schliesslich auch noch die französische Standard-Buchse durch einen Standard-RJ11-Stecker ersetzt, so gibts noch einen Übergang weniger (den ADSL-Filter brauchts beim “nackten” DSL eh nicht). Und da das Wohnzimmer eh demnächst saniert wird (dann kommt auch die scheussliche Tapete endlich weg), kann man dann den Stecker definitiv an die Wand machen…
Ein anderer Grund für Verbindungsabbrüche sind offenbar schlechte Netzteile. Bei der Freebox v4 zum Beispiel hat der mitgelieferte mit 12V/1.5A-Adapter offenbar zu wenig Pfupf.
Da kann aber auch viel anderes schief gehen – eine akribische “nettoyage de ligne” kann helfen, ist aber nichts für Laien. Wie hier und hier nachzulesen ist, kann auch die Länge der Telefonleitung von der Zentrale zum Haus entscheidend sein. Wir haben zudem eine Freileitung (über Pfähle, nicht im Boden verlegt) – was man in einem Land wie Frankreich mit vielen entlegenen Ecken halt viel häufiger findet. Das führt zu zig unbekannten Fehlerquellen. In der überschaubaren Schweiz liegen die Zentralen meist viel näher bei den Kunden und verlaufen unterirdisch.
Und so weiss man dank der teils steinzeitlichen Telekom-Infrastruktur plötzlich auch, was eine NRA und ein DSLAM sind… und erfährt: mehr als 2 MBit/s Downloadrate liegen hier “im Chrutt uss” (rund vier Kilometer bis zur Zentrale über Freileitungen) ohnehin kaum drin.
Fazit: In Städten und über die eigene (entbündelte) Infrastruktur des Anbieters dürfte ein stabiler und schneller Internetanschluss weniger problematisch zu erringen sein, auf dem Land hingegen gilt “ADSL ist Glückssache” und hat “basteln oder basteln lassen” zur Folge!
Auf den Support kann man sich nicht verlassen – die Flaschen dort zitieren einem bestenfalls die FAQ anstatt auf konkrete Fragen zu antworten. Das beste Mail kam heute Morgen! Nach drei Monaten Hin und Her (samt einer – übrigens vom Ober-Kundendienst gutgeheissenen – Teilrückerstattungs-Forderung und genauen Problembeschreibungen mit exakten Verbindungsabbruchs-Zeiten) erfrechte sich der Supporter, zu fragen: “Je vous invite à nous préciser le souci que vous rencontrez exactement afin de mieux vous répondre.” – Da ist man versucht, in dict.leo.org nach übelsten französischen Schimpfwörtern zu suchen…
Übrigens: Mit dem neuen Stecker haben immerhin die Verbindungsabbrüche und Router-Selbst-Neustartereien deutlich abgenommen. Für Ferienhaus-Besitzer wenig ratsam ist es zudem laut diversen Quellen, die Freebox während Wochen vom Strom zu trennen. Hingegen ist es sinnvoll, sie regelmässig neu zu starten. Zumal an unserer Box auch eine Webcam hängt, haben wir die Freebox an eine Zeitschaltuhr angeschlossen, die täglich einen Router-Kaltstart provoziert. Das hilft einer verlorenen Verbindung immerhin alle 24 Stunden auf die Sprünge.
Mit diesen Basteleien, Nachforschungen und Spezialeinrichtungen klappts einigermassen; halbwegs schnell surfen und fast gratis telefonieren (TV haben wir nie versucht) für 45 Franken monatlich, da nehmen wir doch ein paar Tücken in Kauf… das sucht man in der Schweiz zu diesem Preis vergeblich.
Lieber Andi. Ich habe gar nicht gewusst, dass man über eine ADSL Installation soviel schreiben kann. Sieht fast so aus, als ob du zuviel Zeit hättest. Falls dies der Fall sein sollte, lass es mich wissen… Ich habe da ein oder zwei vernünftige Jobs zum erledigen…
Das wird sicher manchen Leuten sehr viel Zeit sparen – in dem Sinne trage ich dazu bei, dass die Menschheit dank dieses Beitrages viiiel mehr Zeit für vernünftige Jobs hat!
Meld du dich jetzt lieber mal wegen eines Datums für unseren Pseudo-Junggesellenabend 😉
schon versucht via freebox mit mehreren MAC-adressen gleichzeitig eine ADSL-Verbindung aufzubauen?
Also wie meinst du das genau – mit mehreren Clients gleichzeitig surfen? Ja, das geht problemlos, wieso?
Die Freeboxen sind glaubs schon ziemliche Schrott-Teile. Immerhin, mit dem neuen Anschluss ans Kupferkabel und ohne RC-Modul klappte es die letzten 3 Tage problemlos, plötzlich null Unterbrüche. Nur die Qualität der VOIP-Gespräche ist manchmal nicht so gut, nicht gerade wie nach Übersee anrufen in den 1970ern, aber es gibt öppedie eine Verzögerung von einer bis zwei Sekunden.
Die Freebox kann das schon – nur muss man dafür (interessanterweise über eine Website, die bei Free läuft, nicht lokal direkt im Router) speziell die Routerfunktionalität einschalten. Dann kann man aber basically dasselbe tun wie mit jedem normalen Router, sonst würde ja auch die Webcam mit dyndns usw. nicht funzen…
Fast jede Konfig-Änderung der Freebox wird offenbar irgendwo in Paris gesichert und einem dann auf die Box geschickt – selbst der WLAN-Name, der PSK, alles. Völliger Irrsinn…
Weil wir genau so eine freebox in den pyrenäen diesen sommer hatten, und die lies es nicht zu, dass mehrere mac-adressen gleichzeitig den adsl-dienst nutzen durften. Da half auch kein nachgeschalteter wlan-router mehr.
Zero-configuration nennt sich das und wird hierzulande genauso durch die swisscom praktiziert.
Ah stimmt, kürzlich wollte ich bei Verwandten das WLAN konfigurieren und musste feststellen, dass man dafür das Schisskomm-Login braucht. Was soll denn das? Wozu? Soll das sicherer sein?
Nicht sicherer, aber offenbar sind viele otto normalverbraucher mit den web-interfaces der router überfordert und lassen dann die finger davon mit dem resultat dass der router mit default passwort und ungesichertem wlan läuft. Mit zero-configuration kann der dienstanbieter jeden ausgelieferten router individuell vorkonfigurieren. Das ist in 90% aller fälle sinnvoll.
auch iich habe nur ärger mit free .
1. mir wurde gesagt ich lann jeder zeit kündigen. hahaha als uch dies wollte sagte man mir ich habe 3 monate kündigungsfrist !!! ups
dann hatte ich mit meinen freebox kabel probleme warte zeit nis heute reperatur vom bekannten provisorisch genacht.
hatte 6 monTe kein telefon internet tv,
als ich für die zeit mein geld zurück haben wollte…,nein ivh tte es nicht gemeldet . meine anrufe waren bis zu 30 x einer sagte ok ich bekomme eine gutschrift. ausser arte kein deutsches tv muss man extra zahlen. sfr hat das inklusiv!
zahlung mit karte nur gegen aufpreis von 10€ free könnte es abbuchen macht es aner nicht . ich zahle für schlechten service 1 drutsches programm jeden monat 42,90€ es gint von jedem land mindestens 10 programme ….???! wer kann mir sagen wie ich aus dem mist rsuskomme? und was ist am besten gür einen normlen preis?
freue mich über jede hilfe. lieben gruss