30 Jahre Radiofreiheit in Italien: Ausstellung in Rom

Am 28. Juli 1976 brach in Italien das staatliche Monopol über den Äther zusammen: Ab sofort durften alle fröhlich drauf los senden. Wer den stärkeren Sender hatte, gewann.

Im Museo di Roma in Trastevere findet dazu bis am 4. November 2007 eine coole Ausstellung statt, “Radio FM 1976-2006, Trent”anni di libertà d”antenna” – für MedienhistorikerInnen und nostalgische RadiomacherInnen ein absolutes Muss. Und die letzte Gelegenheit: Nach einem Wandersjahr quer durch Italien ist Rom die letzte Station.

Es gibt zahlreiche Soundbits zu hören, lustige und weniger lustige: Aldo Moro, Rote Brigaden, Bahnhof Bologna, Erdbeben – das sind Begriffe, die wir in den frühen 1970ern Geborene noch bestens von unseren ersten Radio-News-Erfahrungen her kennen. Zahllose Plattencovers wie “Tu” von Umberto Tozzi schmücken die Wände.

Unerwähnt bleibt aber, dass die Öffnung das italienischen Äthers direkte Folgen für die Schweiz hatte. Zwar hörte das popsüchtige Volk in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren SWF3 und Bayern 3, aber wir waren damals schon so Chauvis wie heute und wollten eigentlich kein Schwooberadio. Zahlreiche Piratenradios aller façon nagten derweil am SRG-Monopol und lieferten sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Peilern der PTT (im Film “Jolly Roger” wunderbar in Szene gesetzt).

Eben dieser Roger, Schawinski mit Nachnamen, hatte dann die bestechende Idee: In Italien konnte nun jeder senden, wo und wie er wollte ein Programm aus Italien für die Schweiz, klappt das? Klar: An der Grenze zu Frankreich sendeten schon etliche Stationen in französischer Sprache. Kurzerhand stellte Pirat Roschee auf den unter Radiofreaks legendär gewordenen Pizzo Groppera an der Schweizer Grenze den stärksten UKW-Sender der Welt: Im November 1979 war “Radio 24” geboren, der Rest ist Geschichte – mehr dazu in meiner Gym-Abschlussarbeit von 1991 “Lokalradios in der Schweiz – die genormten Unterhalter?” (PDF, 300 KB) oder auf dieser Seite, die Faksimiles des Magazins “Radio News” enthält.

Schawinskis Sender sollte übrigens zuerst “Radio Stella” heissen, wie auch in diesem interessanten Folio-Artikel nachzulesen ist (der Pizzo Stella ist ein Berg, der auch als Senderstandort in Frage gekommen wäre). Den Namen “Radio 24” übernahmen später in Italien auch andere…

Radio 24 in Italien... (Mueso di Roma in Trastevere, Sonderschau 30 Jahre Privatradios, September 2007)

Damit zurück in den Süden: Dieses Studio in der Ausstellung sieht fast aus wie das RaBe-Studio anno 1996, das möglichst wenig bis nichts kosten sollte. Immerhin hatten wir im Gegensatz zu 1976 MiniDisc – das war der letzte Schrei!

Fast wie bei RaBe anno 1996... (Mueso di Roma in Trastevere, Sonderschau 30 Jahre Privatradios, September 2007)

Zum Schluss ein kleines Quiz: Wer erkennt die beiden Platten, die eine genaue Datierung des Bildes erlauben? (Kurt Maloo wird sich wieder freuen – auf seiner Platte steht “occhio”!)

Wer erkennt die Platten, welche die Datierung des Bildes ermöglichen? (September 2007)

7 Kommentare

  1. als alter radiohase muss ich natürlich die frage stellen: platten?? sind das nicht (login) magnet-bänder?? bzw. deren kartonverpackungen?? und mit dem “double” wäre das beidseitige bespielen gemeint…??? nur so ne frage…

    ps: ja, der roschee kehrt zurück. find ich cool. vorallem die idee die älteren hörer anzusprechen gefällt mir. jetzt wo drs1 gerade in der sinneskrise ist…

  2. Man sieht nebst Magnetbändern zwei Platten – eine LP (oder Maxi) von Kurt Maloo und Felix Haug alias Double sowie eine Single. Beide sind im selben Jahr erschienen. Die müsstest Du also schon erkennen 🙂

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