Dienstag, 1. November 1983 – in der Schweiz beginnt die Ära der Lokalradios. Radiopiratenfreunde wissen, dass dies nicht ganz korrekt ist, doch von Radio 24 und dem Pizzo Groppera war schon andernorts die Rede.
Wie tönte ein Lokalradio vor 25 Jahren? – Von hausgemacht über alternativ bis professionell war alles dabei. Im Rahmen der Rundfunkverordnung bewilligte der Bundesrat eine bunte Spielwiese von Stadt- und Landradios, gar Bürgerfunk in Quartieren. Allemal spannender als heute! Papa Schlumpf wollte testen, welche Radioformen wie ankommen und gab eine extensive Begleitforschung in Auftrag.
Und fast vergessen: Auch DRS3 startete am 1. November 1983. Natürlich sass ich als elfjähriger Radioverrückter nicht nur in dieser Nacht vor den Lautsprechern; schon in den Wochen zuvor waren auf den neuen Frequenzen Testsendungen zu hören. “Unser” bzw. “öises” Radio Raurach klaute gar einen DRS3-Jingle und liess darauf einen Song “wir sind 10x besser” (oder so ähnlich) folgen.
DRS3 machte im Programm von DRS1 Werbung; nebst dem Trailer mit FM und Jasmin Kienast ist hier die Ansage der letzten Hitaparaden-Nummer-Eins auf DRS1 zu hören. Am Schluss meldet sich noch eine bekannte DRS1-Frauenstimme mit der Mitteilung, dies sei die letzte Hitparade gewesen; von nun an heisse es sonntags um diese Zeit “Schlagerparade” mit Georges Pilloud…
(Lieber in eigenem Player hören – MP3, 2.5 MB)
JacoBlök hat in seinem Archiv – dank eigener Aufnahmen und dank der Mihilfe zahlreicher Radiofreunde aus der Nordwestschweiz – einige nostalgische Ausschnitte dieses denkwürdigen Tages:
Altbekannt, featuring Generaldiräckter Leo Schürmann – der Sendestart von DRS3 um Mitternacht:
(Lieber in eigenem Player hören – MP3, 2.8 MB)
Der erste DRS3-Song – abgesehen vom Eröffnungsstück “Let’s go” – war die damalige Nummer eins “Karma Chameleon” von Culture Club, der zweite Song ist jedoch weitaus interessanter; der Ohrwurm “Waiting for Another Chance” von Endgames war typisch für seine Zeit. 1996 schmuggelte ich das One Hit Wonder als Glücksbringer für frisch geborene Sender in die erste Sendestunde von Radio RaBe. Bilder vom DRS3-Start gibts hier.
Nun aber zum Vierteljahrhundert-Jubiläum der Lokalradios. Christian Heeb hatte bei Roger Schawinski in Italien gelernt, wie Lokalradio tönen muss. Das Stadtbasler Radio Basilisk startete – trotz eines Frequenzstreits mit dem alternativen Radio Dreyeckland – mit Drive:
(Lieber in eigenem Player hören – MP3, 1 MB)
Dagegen ging es bei uns auf dem Land oben weitaus gemütlicher zu und her – Radio Raurach legte erst um sechs Uhr morgens los… natürlich so richtig hausgemacht:
(Lieber in eigenem Player hören – MP3, 3.3 MB)
Hier einige weitere Ausschnitte des ersten Sendetages von Radio Raurach. Zu hören sind unter anderem Remo Antonini und Robert “Bobby” Bösiger.
(Lieber in eigenem Player hören – MP3, 5.4 MB)
Der “Raurach-Song” (gibts auch als Dixie-Version, siehe hier), eine aus heutiger Sicht interessante Eigenwerbung, ist auf einer Website abrufbar, die der erste technische Leiter Jürg Schneider aufbauen möchte; er kam im obigen Ausschnitt ausführlich zu Wort. Wie das von Jürg und Hanspeter Hügli gebaute erste Raurach-Studio in Sissach aussah, ist hier sichtbar.
Weitere Ausschnitte rund um das Thema “wie Lokalradio früher tönte” sind in diesem Blog quer verstreut, zum Beispiel hier, hier, hier, hier und von DRS1 und DRS3 anno 1983 hier.
Epilog: In meiner Gym-Abschlussarbeit “Lokalradios in der Schweiz – die genormten Unterhalter?” (PDF, 300 KB) habe ich 1991 die ersten acht Jahre Berieselung unter die Lupe genommen. Dazu sprach ich mit dem Publizisten Jürg Frischknecht, mit meinen damaligen Chefs bei Radio Raurach, zahlreichen Radiomachern wie “FM” François Mürner oder einem Quartierfunker des Zürcher “Radio Riesbach”.
Supercool!
Danke vielmals für die vielen schönen Erinnerungen. Auch ich sass natürlich damals um Mitternacht erwartungsvoll vor dem Radio und hatte schon damals DRS3 dem Radio 24 vorgezogen… Am nächsten Tag kam ich dann nach durchzechter Nacht – peinlich, peinlich! – zu spät zur militärischen Aushebung. Und natürlich hatte ich zwischen den sportlichen Uebungen ständig den Walkman am Ohr, um gleich die erste Sendung von Jasmin Kienast nicht zu verpassen. Wen wundert’s, dass ich als dienstuntauglich heimgeschickt wurde?
Lieber Gruss
Peter
Danke für die Ankedote, Peter – mehr zum Thema gibts übrigens auf seinem Blog…
Vielen Dank für die Hörmuster auch vom Sendestart von RADIO BASILISK vom 1.11.1983. HILFE ICH SUCHE SCHON SEIT 20 JAHREN DEN JINGLE VON DER TIERLIFUNDGRUBE VON RADIO BASILISK, DIESER DAUER 3-4 MINUTEN UND IST EINE LUSTIGE MISCHUNG VON TIERSTIMMEN…HABEN SIE DA ETWAS???
Leider nicht, aber ich wüsste da jemanden… ich frage mal nach.
Werter Blöker Andi Jacomet. Haben Sie etwas herausgefunden betreffend TIERLIFUNDGRUBE SIGNET VON RADIO BASILISK, DIESER DAUER 3-4 MINUTEN UND IST EINE LUSTIGE MISCHUNG VON TIERSTIMMEN…HABEN SIE DA ETWAS???
Ein Kollege aus früheren Radiozeiten sagt: “Keine Ahnung, aber ich vermute, es war ein Eigengewächs von ihm“.