Ich habe das Bastler- und Reparaturgen von meinem Grossvater geerbt. Wenn etwas noch reparier- oder brauchbar ist, wird es “zu Tode verwendet” oder – nötigenfalls notdürftig – geflickt anstatt dass etwas Neues gekauft wird. Das schont nicht nur das Portemonnaie, sondern auch Ressourcen.
Wenn ich 1993 mit einem Rucksack oder Koffer aus dem Jahre 1973 herumspaziert wäre, hätte das wohl komisch gewirkt. Interessanterweise benutze ich aber meinen Rucksack aus dem Jahre 1993 noch heute ganz gern, wenn ich in rollkofferunfreundliche Gebiete reise. Vielleicht macht es mir einfach heute auch weniger aus als damals, mich mit einem solchen Vintage-Teil in der Öffentlichkeit zu bewegen. Auch er hat schon so manchen Näh- und Schnallenservice hinter sich.
Es ist schlicht praktisch, sich das Ding an den Rücken zu schnallen – auch wenn 25kg Reisegepäck drin stecken:
Gekauft wurde das Fürst-Accessoire in Basel diese Woche vor genau 20 Jahren. Damals machte ich auch meine Fahrprüfung. Das Vorhaben war riskant: Nicht nur den Rucksack hatte ich gekauft, sondern auch ein Auto. In Florida!
Zudem hatte ein Ticket mit Stopovers in Miami, Los Angeles, Auckland, Melbourne, Perth, Cairns, Sydney, Los Angeles und Chicago im Sack. Ein Scheitern in der praktischen Prüfung hätte gewisse Probleme bei der Planung ergeben – aber manchmal muss man im Leben knapp kalkulieren.
Am 31. Mai in der früh ging es los. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch legte ich den oben abgebildeten Rucksack aufs Rollband in Kloten. Ich hatte nur eine vage Ahnung, was mich erwartet – viereinhalb Monate fast immer alleine unterwegs, die einzigen weiteren Fixtermine waren die Flugdaten sowie der Tag des Studienbeginns an der Uni Bern am 26. Oktober 1993. Internet gab es ebensowenig wie Mobilfunknetze.
Die Woche vor 20 Jahren muss stressig gewesen sein – es gab viel zu tun, und ich erinnere mich vage, dass ich alle mir wichtigen Leute nochmals treffen wollte, da ich nicht ganz sicher war, ob ich sie wirklich je wieder sehen würde… Verlustängste eines knapp dem Teenageralter Entwachsenen.
Heute noch symbolisiert der Rucksack irgendwie den Auszug von zu Hause, den Umzug nach Bern mit dem kleinen Umweg via Nordamerika, Neuseeland und Australien. Diesen Sommer schaue ich in loser Folge immer wieder zurück auf meine erste grosse Reise vor 20 Jahren – mit Fotos, Relikten und Tönen.
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